Kristin Höller hat für ihren Roman „Schöner als überall“ (Suhrkamp) das Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium in Höhe von 12.000 Euro erhalten, das vom Deutschen Literaturfonds und dem avj vergeben wird. Sie liest „Zitrus“ von Valérie Mréjens.
„Ich bin ehrlich. Ich habe eine Vorliebe für kurze Bücher. Das ist natürlich ein bisschen blöd, weil man an der Anzahl der Seiten weder Thema noch Qualität des Textes ablesen kann, aber dennoch: Wenn ich irgendwo ein dünnes, kleines Bändchen sehe, das womöglich noch in die Innentasche meiner Jacke passt, werde ich schwach. Nahezu unschlagbar kurz ist Valérie Mréjens „Zitrus“. Auf 74 Seiten wird eine Liebesgeschichte erzählt, die eigentlich keine ist. Die Erzählerin rekapituliert die Beziehung zu ihrem Exfreund Bruno, der immer unnahbar blieb, weil er etwa zu beschäftigt damit war, andächtig Alltagsgegenstände in seiner Hand zu betrachten, als sähe er sie zum ersten Mal (Plastiktüten, Krümel, alte Früchte, einfach alles). Beim Lesen drängt sich die Frage auf, ob das nun sehr poetisch oder einfach sehr affektiert ist. Die Erzählerin tendiert zu Letzterem, kann sich aber nicht gegen die eigene Verliebtheit wehren. Wie sie das wiederum zur Schau stellt, verleiht ihr trotz aller Zurückweisung eine Kraft, die dieses kleine Buch zu einem großen macht.“
Valérie Mréjens Zitrus, 74 S., edition suhrkamp, ISBN 978-3-51812523-6 (nur antiquarisch erhältlich)
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