»Ungemein nah« – Lothar Wekel über »Papa stirbt, Mama auch«

Lothar Wekel (Foto: Chris Seeling)

Lothar Wekel (Verlagshaus Römerweg) ist zum Vorsitzenden des Börsenverein-Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland gewählt worden. Er hat gerade ein Buch von Maren Wurster gelesen und empfiehlt die Lektüre: 

„‚Papa stirbt, Mama auch‘ ist ein Bändchen, für das ich zwei Abende benötigte, aber das Gefühl hatte, durch Jahre gestiegen zu sein, auch durch meine eigenen. ‚Der Vater liegt auf der Intensivstation, die demenzkranke Mutter wird in einem Pflegeheim betreut‘, heißt es lapidar in der Buchklappe. Später wird deutlich, dass dieses Werk auch noch im ersten Jahr der Pandemie spielt. ‚Überraschend tröstlich‘ tituliert der Verlag und es stimmt.

Selbst wenn Episoden einen fast zu erdrücken scheinen, gewinnt die erzählende Tochter wieder sehr persönliche Bezüge zu Mutter und Vater, entdeckt sich selbst und nimmt dadurch die eigene Geschichte plötzlich neu wahr. Faszinierend die Sprache, im Präsens geschrieben, ein feiner Ton, durchzogen von knappen Dialogen, manchmal auch nur aus einem Satz bestehend. Die Stille, in die eine neue Geschichte einzieht, eine weitere Rückerinnerung. Ungemein nah.

Mit einem einzigen Punkt bin ich mir noch nicht im Klaren: Ob dieser großartige Text die Zitate von Roland Barthes u.a. braucht, die eine Art Metareflexion ausüben. Vielleicht aber retten sie auch davor, allzu sehr in dem Text aufzugehen.“

Maren Wurster: Papa stirbt, Mama auch, 128 S., 20 €, Hanser Berlin, ISBN 978-3-446-27112-8