Empfehlung von Mischa Meier: Roman zwischen Fantasy und Geschichte

Mischa Meier (Foto: Universität Tübingen Friedhelm Albrecht)

Der Historiker und Autor Mischa Meier hat den Wissen!-Sachbuchpreis der WBG gewonnen. Er empfiehlt den Titel eines Literaturnobelpreisträgers zur Lektüre:

„Der Roman ist im Britannien der Übergangsphase von der römischen in die poströmische Zeit angesiedelt – eine Phase, über die wir Historiker kaum etwas wissen und über die daher viel spekuliert wird. Nicht ohne Grund ist die Artussage ausgerechnet in dieser geheimnisumwitterten Zeit angesiedelt, die reichlich Raum für Fantasie lässt. Das Werk bewegt sich auf der Grenze zwischen historischem Roman und Fantasy. Drachen und geheimnisvolle Menschenfresser sind ebenso gegenwärtig wie historische Probleme der poströmischen Phase. Und natürlich fehlen auch Reminiszenzen an die Artussage nicht; sie bildet den Hintergrund für die Konstellation, in der die Hauptfiguren zueinander stehen, allerdings ohne dass allzu penetrant darauf Bezug genommen würde. Vor allem aber geht es in dem Buch um das Vergessen – auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Ein großartiges, ungemein stimmungsvolles Buch, das grundlegende Fragen zum Umgang mit Vergangenheit und Geschichte bespiegelt, und dies in einer sanften, poetischen Sprache, bis hin zum großartigen Finale, in dem das Schicksal der Eheleute geklärt wird. Unbedingt lesenswert!“

Kazuo Ishiguro: Der begrabene Riese, 416 S., 22,99 €, Blessing, ISBN 978-3-89667-542-2