Der Dichter Ralph Dutli, der am 25. November im Literaturhaus Wien den Erich-Fried-Preis 2018 erhalten wird, hat „Die Flamme“ gelesen, den Nachlassband des Singer-Songwriters Leonard Cohen: „Seit seinem Tod im November 2016 hatte ich Entzugserscheinungen, jetzt habe ich jeden Abend beim Lesen seinen sonoren Brummelbass im Ohr, diese ‚goldene Stimmeʻ, die er selbstironisch für sich behauptete. Seine blitzenden Songzeilen waren immer eines meiner besten Medikamente, hochprozentig lyrisch, mal verwegen rätselhaft, mal beißend sarkastisch. Und so melancholisch, dass sie munter und heiter machen. Wenn mir einer dieses Paradox erklären könnte! Wie gut, dass es diesen zweisprachigen Nachlassband von Leonard Cohen gibt. Hier trifft exquisit Vollendetes auf Notizbücher mit flüchtigem Stoff, ein zarter Scherbenhaufen von Texten trifft auf irre Zeichnungen des Poeten. Auch seine hinreißende Madrider Rede ist abgedruckt, aus der sich Demut lernen lässt. Das Unfertige behauptet sich tapfer, schwört auf seine eigene Schönheit. Hier gibt es durchtrieben provokative letzte Gespräche mit Gott und den Frauen. ‚Die Flammeʻ ist eine herrliche schwarze Rumpelkiste voller Überraschungen. Wundersamer Hinterlassungsschutt.“
Leonard Cohen, „Die Flamme“, 352 S., 30,00 €, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-05221-3
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