Sascha Mamczak, bei Heyne langjährig Programmleiter für Science-Fiction und Fantasy, wurde zum Verlagsleiter ernannt und übernimmt als solcher zusätzlich die Verlagsleitung für den Blessing Verlag. Als Lektüretipp gibt er einem 1978 veröffentlichten Titel eine neue Chance: „Pst, ich verrate Ihnen ein Geheimnis, aber erzählen Sie es nicht weiter: In meinem Bücherregal stehen Bücher, die ich nicht gelesen habe. Und damit meine ich nicht irgendwelche Bücher, sondern: bedeutende, große Bücher. Nicht dass ich nicht versucht hätte, sie zu lesen, doch aus mir unerklärbaren Gründen bin ich etwa bei Márquezʼ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘ oder Roths ‚Radetzkymarsch‘ nie über die ersten Seiten hinausgelangt. Genauso ging es mir lange mit Claude Lévi-Straussʼ ‚Traurige Tropen‘ – aber kürzlich nahm ich das Buch wieder einmal zur Hand und begann die Lektüre nicht mit dem ersten, sondern mit dem letzten Satz. Und dieser Satz stellte sich als einer der schönsten, ernüchterndsten, bezauberndsten, bittersten Sätze heraus, die ich je gelesen habe. Wie gelangte Lévi-Strauss zu diesem Satz? Was hat es ihn gekostet? Was hat er dabei gewonnen? Das will ich jetzt unbedingt wissen – und so steht ‚Traurige Tropen‘ nicht mehr im Regal, sondern liegt neben dem Bett. Und wird endlich gelesen.“
Claude Lévi-Strauss Traurige Tropen, 412 S., 22,00 €, Suhrkamp, ISBN 978-3-518-27840-6
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