buchreport

Prämierter Übersetzer Ulrich Blumenbach empfiehlt eine Graphic Novel

Ulrich Blumenbach (Foto: Albert Jörimann)

Der Paul-Celan-Preis geht in diesem Jahr an Ulrich Blumenbach für seine Übersetzung des Romans „Witz“ von Joshua Cohen (Schöffling & Co.). Blumenbachs Tipp:

„Ich habe gerade Judith Vanistendaels 2019 erschienene Graphic Novel ‚Penelopes zwei Leben‘ gelesen (aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann). Eine belgische Chirurgin operiert immer wieder monatelang im syrischen Aleppo, während ihr Dichtermann die gemeinsame Tochter erzieht. Alle lieben sich, sind einander aber massiv entfremdet. Eine Nebenfigur: der Geist eines Mädchens, das der Ärztin auf dem OP-Tisch gestorben ist, weswegen sie eine Psychotherapie macht. Ich bin begeistert: von der Aquarelltechnik, die vieles im Ungefähren belässt und Details nur abbildet, wenn sie bedeutungstragend werden; von der elliptischen Informationsvergabe, die mein Lesetempo verlangsamt, damit ich mir klarmachen kann, was Vanistendael alles nicht erzählt; vor allem aber davon, dass sie die Themen, die ihr auf den Nägeln brennen, also sowohl die humanitäre Arbeit der Chirurgin in Syrien als auch die aus der Trennung erwachsenden Familienprobleme in Belgien, nicht als lautstarken Thesenroman erzählt, sondern ruhig und bedächtig entfaltet, welche gegenseitigen Verständnisprobleme sich für alle Beteiligten daraus ergeben. Großartig!“

Judith Vanistendael Penelopes zwei Leben, 176 S., 20 €, Reprodukt, ISBN 978-3-95640-241-8

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Prämierter Übersetzer Ulrich Blumenbach empfiehlt eine Graphic Novel"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*