Für ihr Gedicht „Doggerland“ wurde Ulrike Draesner mit dem ersten Gertrud-Kolmar-Preis ausgezeichnet, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Sie selbst liest „Meine Homère ist tot …“ von Hélène Cixous: „Ich lese sehr langsam, das Buch berührt mich. Es schwingt wieder von der Mehrschichtigkeit der Gefühle und Wörter. Auch die Gattung oszilliert: ein poetischer Essay? Ein sehr persönlicher jedenfalls. Cixous schildert, wie sie ihre 101 Jahre alte Mutter durch die letzten beiden Lebensjahre und den Sterbeprozess begleitet. Cixous Mutter floh vor Hitlers Judenverfolgung aus Braunschweig. Die Familie lebte in Algerien, die Tochter wuchs deutsch und französisch auf. Das Buch ist eine höchst ungewöhnliche, zugewandte, weder Schmerz noch Hilflosigkeit beschönigende Darstellung eines engen Mutter-Tochter-Verhältnisses. Wo kann man folgen? Wie weit? Wo bricht die Geduld? Ich schreibe derzeit an einem Roman über Mütter und Töchter, so stieß ich auf die Lektüre. Sie nimmt mit und macht reich. Allein schon der Titel: Die Mutter als Homer, aber auch als Homme-mère, Mutter und Mensch, als erste Erzählerin. Immer auf der Suche nach Möglichkeiten des Ausdrucks, schreibt die Tochter jene Reise mit und nach, die wir alle machen und doch stets nur von außen sehen. Hervorragend übersetzt von Claudia Simma.“
Hélène Cixous Meine Homère ist tot …, 208 S., 25,60 €, Passagen, ISBN 978-3-7092-0324-8
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