Für seinen Roman „L’ordre du jour“ wird Eric Vuillard mit dem diesjährigen Prix Goncourt geehrt. Der im Mai bei Actes Sud erschienene Titel setzte sich in der finalen Jury-Abstimmung gegen „Bakhita“ (Albin Michel) von Véronique Olmi durch. Damit gelingt ihm ein seltenes Kunststück: Fast immer kommen die Siegertitel aus dem Umfeld der „Rentrée littéraire“ im Herbst.
Vuillards Roman handelt vom Anschluss Österreichs im März 1938, von den letzten Stunden vor dem Einmarsch der Wehrmacht. Damit bleibt der 49-Jährige seiner Linie treu, denn literarisch zugespitzte historische Momentaufnahmen sind seine Spezialität.
Für den Verlag Actes Sud ist es der 4. Goncourt-Sieg nach den Auszeichnungen von Laurent Gaudé (2004), Jérôme Ferrari (2011) und Mathias Enard (2015).
Hierzulande erscheinen Vuillards Romane bei Matthes & Seitz Berlin:
- „Ballade vom Abendland“ (2014)
- „Kongo“ (2015)
- „Traurigkeit der Erde“ (2017)
Die Übersetzung von „L’ordre du jour“ hatte der Verlag ursprünglich fürs Frühjahr 2019 geplant, zuvor sollte 2018 der Roman „14. Juli“ über die französische Revolution erscheinen. Wegen der Goncourt-Preisverleihung wurde in Berlin spontan umdisponiert: „L’ordre du jour“ erhält jetzt einen Platz im nächsten Frühjahrsprogramm.
Die Académie Goncourt vergibt ihre Auszeichnung seit 1903 jährlich. Der Preis soll das beste in französischer Sprache erschienene erzählerische Werk prämieren. Dotiert ist er mit einem symbolischen Wert von 10 Euro.
Die Preisträgerin des vergangenen Jahres war Leïla Slimani. Ihren Siegertitel „Chanson douce“ (Gallimard) publizierte Luchterhand im August 2017 als „Dann schlaf auch du“.
Zeitgleich mit dem Gewinner des Prix Goncourt wird in Frankreich stets der des ebenfalls renommierten und buchmarktrelevanten Prix Renaudot bekanntgegeben. In diesem Jahr können sich der Autor Olivier Guez und sein Verlag Grasset über die Auszeichnung des Werks „La Disparition de Josef Mengele“ freuen.
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