Als Henrik Berggren (Foto: re., neben Co-Gründer David Kjelkerud, ©Readmill) die Übernahme seiner Social-Reading-Firma Readmill durch Dropbox bestätigte, garnierte er dies mit Selbstkritik und Enttäuschung: über den E-Book-Markt und die eigenen Leistungen. Jetzt hat der nach San Francisco gezogene Startup-Chef sein Lamento ausgeführt.
„Viele Herausforderungen in der E-Book-Welt bleiben ungelöst, und uns ist es nicht gelungen, eine tragfähige Plattform fürs Lesen zu errichten. Das tut uns sehr leid“, erklärte Berggren im März 2014 gegenüber den Kunden von Readmill. Im Interview mit netzwertig.com geht der gebürtige Schwede ins Detail: Die Entscheidung zum Verkauf habe sich im Oktober 2013 angebahnt, als man die Einsicht gewonnen habe, „dass ein noch sehr langer Atem notwendig wäre, um im E-Book-Markt ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell aufzuziehen“, fasst netzwertig.com Berggrens Ausführungen zusammen.
Readmills Nutzerzahlen (am Ende „mehrere Hunderttausend“) seien langsamer als geplant gestiegen, Umsatz habe Readmill keinen erzielt. Als Ursachen für die Probleme verweist Berggren auf den von Großverlagen weiterhin forcierten Kopierschutz bei E-Books, die von Apple bei In-App-Käufen berechnete 30%-Provision sowie eine allgemeine Ernüchterung im digitalen Lesemarkt.
Gleichwohl sei der Verkauf an Dropbox kein Notverkauf gewesen – aktiv habe man nicht nach einem Käufer gesucht, letztlich sei der Deal eine pragmatische Entscheidung gewesen, um ein neues Kapitel zu beginnen. Von den elf Readmill-Beschäftigten seien sieben zu Dropbox gewechselt.
Ich hab Readmill vom ersten Tag an nicht verstanden
Was haben Sie nicht verstanden, liebe Frau von Tharach? Die App oder das Geschäftsmodell? LeserInnen konnten ihre Ebooks in einer schicken App lesen und – wenn sie wollten – Ihre Eindrücke und Kommentare mit anderen teilen. Readmill war eine der sorgfältigsten Lese-Apps auf dem Markt. Da haben sich Entwickler über Jahre nur mit der Nutzer-Erfahrung und dem Interface beschäftigt. Das war ganz großartig! Man konnte bei Readmill keine Ebooks kaufen, weil Apple dies nicht zulässt (also zu ökonomisch tragbaren Bedingungen). Das war ganz sicher ein Grund, warum die Sache Readmill nicht „rund“ lief, und keineswegs eine faule Ausrede, wie Herr Schulze meint. Dass es Möglichkeiten zur Monetarisierung hunderttausender aktiver User gibt, dass wissen Sie ja. Diese Anzahl LeserInnen haben sich aber wohl nicht eingefunden. Es gab sicher noch sehr viele Ideen im Bereich der Vermarktung von Inhalten gemeinsam mit Autoren und Verlagen oder der Entwicklung von Empfehlung-Metriken, aber dafür war dann nicht mehr die Zeit vorhanden.
Für die Nutzer aber war die Sache doch keineswegs so unklar, was die App ermöglichte und was nicht. Was die Unternehmung betrifft, so frage ich mich, warum man nicht einmal etwas im großen Stil aufziehen darf, ohne dass man schon zu Beginn 100%genau vorhersagen kann, wohin die Reise geht. Das war bei Readmill schon großartig – und sicher ganz einzigartig.
Kein Umsatz, aber Apple soll Schuld sein, weil die 30% kassieren. ja, ist klar, ne! Waren mal wieder die dummen Kunden Schuld, die das einfach nicht kapieren wollten. So lahme Ausreden haben doch nicht einmal 1999 gefruchtet.