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»Es ist an der Zeit, Wettbewerbsvorteile auszuspielen«

Anlässlich des baldigen Erscheinens von Barack Obamas Memoiren, die vom Penguin Random House-Verlag Crown publiziert werden, bringt die „Wirtschaftswoche“ in ihrer aktuellen Ausgabe ein Portrait über die weltweit größte Publikumsverlagsgruppe.

Von den Anfängen des Verlagshauses über die Einstellung des heutigen Chefs Markus Dohle und die Bertelsmann-Penguin-Fusion bis hin zum Obama-Megadeal und der Coronakrise – Redakteur Peter Steinkirchner zeichnet die Erfolgsgeschichte von Penguin Random House nach. 

Die Veröffentlichung des 768 Seiten umfassenden Buches von Expräsident Obama am 17. November manifestiere die Dominanz von Penguin Random House und dessen Position als Weltmarktführer, schreibt Steinkirchner. „Mit 320 Verlagen – davon 45 in Deutschland – steht die Gruppe mit 3,6 Milliarden Euro für ein Fünftel der Bertelsmann-Erlöse, veröffentlichte 15 000 Neuerscheinungen und verkaufte letztes Jahr 600 Millionen Bücher, von Nobelpreisträgern wie Kazuo Ishiguro und Louise Glück über Klassiker wie Jane Austen und William Faulkner bis hin zu Schmökern von Dan Brown und Softpornos der Engländerin E. L. James.“ 

Dabei sei die rasante Entwicklung der vergangenen Jahre auch Folge einer recht eigenwilligen Personalentscheidung. „Als der gebürtige Sauerländer Dohle am 2. Juni 2008 sein damaliges Büro im 25. Stock des Bertelsmann-Hochhauses am New Yorker Broadway bezog, waren die vom Vorgänger geräumten Regale leer und die US-Zeitungen voller Fragezeichen: „‚Outsider named as Random House chief‘ titelte die ‚New York Times‘, und Kulturjournalisten wunderten sich – wer ist dieser Dohle?“, fügt Steinkirchner hinzu. 

Die Entscheidung für Markus Dohle führte dann zu einigen Veränderungen im Unternehmen. Unter anderen die Fusion von Bertelsmann und Penguin. „Damit gingen die Nummer eins und zwei der globalen Buchwelt zusammen; es war der erste von drei Schritten bis zur vollständigen Übernahme durch die Gütersloher in diesem April“, so Steinkirchner, „Dutzende von Verlagsmarken kamen unter ein Dach, Tausende Verlagsleute und ehrgeizige Manager, die um Posten bangten und nach Positionen strebten, ein wahres Fest für Ränke, Intrigen und Gemauschel.“

Dohle sagte einmal, Penguin Random House bestehe aus vielen „dezentralen kreativen Zellen, deren Unabhängigkeit wir respektieren“. Die vergangenen Monate dürften bei ihm den Eindruck verstärkt haben, dass er in vielem richtig liege – auf jeden Fall kommerziell, meint Steinkirchner. Den Beleg dafür liefere ihm nun das Coronavirus. Die Krise beschleunigte auch auf dem Buchmarkt bereits länger angelegte Verbrauchertrends. Einer der wichtigsten und naheliegendsten ist der Einkauf via Internet: „Vor allem das Onlinekaufhaus Amazon schraubte in den vergangenen Coronamonaten seine Milliardenumsätze weiter in die Höhe. Aber auch Penguin Random House profitiert von der Entwicklung. Dohle und sein Team arbeiten seit Jahren daran, scheinbar unglamouröse Gewerke wie Vertriebslogistik und Onlineverkäufe zu stärken.“

Eine Pandemie, sage der Vorstandschef Dohle, habe man niemals vorhersagen können. „Doch das Unternehmen habe sich auf eine Welt vorbereitet, in der Onlineverkäufe eine wesentlich größere Rolle spielen und in der es nötig werden würde, jeden in den vergangenen zehn Jahren erarbeiteten Wettbewerbsvorteil auszuspielen: ,Diese Zeit‘, so Dohle, ,ist jetzt.‘“ Dafür stehe laut Steinkirchner nun das Obama-Buch. Für Dohle schließe sich mit ihm auch ein Kreis. „Denn die Hälfte jener drei Millionen Exemplare, die in der ersten Auflage der Memoiren für den US-Markt gedacht sind und in 112 Containern auf drei Schiffen gen Staaten schippern, liefen in Gütersloh durch die Druckerpresse. Bei Mohn Media.“

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