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Es gehört zur Nische, dass sie leuchten kann

Der Berliner Berenberg Verlag erhält am heutigen Freitag auf der Leipziger Buchmesse den Kurt-Wolff-Preis 2015. Der von der gleichnamigen Stiftung vergebene Preis ist mit 26.000 Euro dotiert. Im Interview verrät Verleger Heinrich von Berenberg, dass er etwas weniger optimistisch als früher ist.

Erst zehnjähriges Jubiläum, jetzt der Kurt-Wolff-Preis – also gute Stimmung?

Auf jeden Fall! Aber wenn Sie nach der Zukunft des Buchs in seiner derzeitigen Form fragen, so muss ich sagen: Ich glaube zwar nicht, dass es in meiner Lebenszeit keine gedruckten Bücher mehr geben wird. Aber sie werden vielleicht doch zunehmend eine Randexistenz führen. Gründe? Internet und die unsichere Zukunft der gedruckten Presse. Niemand weiß, was eines Tages an deren Stelle treten wird.

Sie veröffentlichen „Bücher für eine Großstadtelite, angeboten von Buchhändlern, die selbst gern Gehobenes lesen“, hat der SPIEGEL einmal zusammengefasst. Machen Sie sich Sorgen um Ihre Zielgruppe?

Ich mache mir keine Sorgen, sonst könnte ich nicht mehr richtig arbeiten. Aber nachdenklich stimmt es mich schon, wenn es tatsächlich immer häufiger als fragwürdig angesehen wird, wenn die eigenen Kinder eine Geisteswissenschaft studieren wollen statt BWL oder Jura. Es ist leider symptomatisch für unsere Zeit, in der das Interesse am Geistigen auch durch die zunehmende institutionelle und intellektuelle Kurzatmigkeit an den Universitäten beschädigt wird. Das ist für uns ein schwerer Nachteil, denn es wirkt sich auf die Auflagen aus.

Zur speziellen Situation der Branche: Welche Entwicklungen beschäftigen Sie?

Einigermaßen gespannt beobachte ich die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen, in deren Rahmen auch die Buchpreisbindung auf den Prüfstand kommen könnte. Wenn der feste Ladenpreis in Deutschland fällt, dürfte es für Verlage wie unseren fast unmöglich werden, weiterzumachen. Wenn das Kulturgut Buch dem freien Markt ausgesetzt wäre wie in Amerika oder England, sähe bald auch der Buchhandel aus wie dort: Es gäbe ihn nicht mehr.

Die Buchflächen schrumpfen aber auch in Deutschland. Welche sind die Plattformen, auf denen kleine Verlage sich präsentieren können?

Im Internet sind das Facebook, um Neuigkeiten zu kommunizieren, und unsere Verlagswebsite. An Bedeutung zugenommen haben Veranstaltungen, wobei ich klassische Lesungen als eher langweilig und unnötig weihevoll empfinde. Wir versuchen das in der Regel als Gespräch zu gestalten, was dann auch ergiebiger ist, als eine einstündige Lesung.

Darüber hinaus biete ich aber Buchhandlungen – z.B. auch über unsere Vorschau – an, bei ihnen vorbeizukommen und unser Programm vorzustellen. Was mich immer wieder überrascht: Wie aufmerksam und dankbar die Provinz oft ist. Hier in Berlin kann es passieren, dass wegen des Überangebots an Veranstaltungen kein Mensch kommt. Dagegen legt sich zum Beispiel ein Thomas Mahr mit seiner Buchhandlung in Langenau bei Ulm krumm und schief, bis die Buchhandlung voll ist an dem Abend. Und die Resonanz ist dann in der Regel auch sehr gut.

Das Berenberg-Team (v.l.): Antje Haack (Gestaltung), Heinrich von Berenberg (Verleger), Beatrice Faßbender (Lektorat, Veranstaltungen, Rechte). Mittlere Reihe: Beate Mössner (Herstellung) und Petra von Berenberg. Hinten: Stephanie Haerdle und Tatjana Kirchner (PR).
Foto: Berenberg

Das vollständige Interview gibt es im buchreport.magazin 3/2015 (hier zu bestellen)

Kommentare

1 Kommentar zu "Es gehört zur Nische, dass sie leuchten kann"

  1. Ein sehr sympathisches und klares Interview. Ich konnte mir Anregungen herauslesen. Vielen Dank dafür!

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