Eigentlich wollte Buchhändler Klaus Neumann (Foto) in seinem Laden in Rheinberg eine Post-Filiale einrichten. Jetzt hat er sich dagegen entschieden und rät anderen Buchhändlern, lieber Alternativen zu suchen. Und erklärt im Interview mit buchreport.de warum.
Warum wollten Sie in Ihrer Buchhandlung eine Partnerfiliale der Post einrichten?
Ich habe von Anfang an nicht geglaubt, dass man damit viel Geld verdienen kann, aber ich fand, es wäre eine interessante Möglichkeit, neue Kunden in den Laden zu bekommen.
Woran ist es dann gescheitert?
Nach den Verträgen, die die Post uns angeboten hat, hätte ich keine Planungssicherheit bekommen. Darin war vorgesehen, dass nur auf Provisionsbasis abgerechnet werden sollte. Der Verhandlungsführer gab mir vage Zahlen aus den Vorjahreswerten der hiesigen, bald schließenden Hauptpost, an denen ich mich orientieren könnte. Dabei war aber nicht berücksichtigt, dass die Post keinerlei Konkurrenzschutz mit in den Vertrag eingebaut hat. Sie könnte also jederzeit beschließen, weitere Filialen in unserem Ort einzurichten. Unabhängig davon hat sie bereits den ersten Paketautomat mit 24-Stunden-Funktion aufgestellt und einen „Postpoint“ eingerichtet.
Wenn aber die Einnahmen sowieso nicht im Vordergrund stehen…
Stimmt, aber es muss sich schon rechnen, zumal wir neue Mitarbeiter einstellen und größere Investitionen tätigen müssten, zum Beispiel neues Personal einstellen. Für die Postbank-Geschäfte hätten wir schließlich einen größeren fünfstelligen Bargeldbestand im Laden haben müssen. Die Post will aber nur die nötigsten Alarmsicherungen übernehmen. Türverstärkungen, Gitter, Einbruch- und Überfallversicherung müsste ich bezahlen.
Ist die Einrichtung einer Post-Partnerfiliale also für Buchhandlungen grundsätzlich nicht interessant?
Für meine Entscheidung hat auch die spezielle Situation eine Rolle gespielt, dass das Denkmalschutzamt uns den Briefmarkenautomaten und das Post-/Postbank-Schild nicht genehmigen wollte, die wir hätten anbringen müssen. Auch der Einzelhandelsverband, dem ich den Vertrag mit der Post zur Prüfung geschickt habe, rät aus kaufmännischer Sicht auf jeden Fall von der Einrichtung einer Post-Partnerfiliale ab, weil zum Beispiel die Post die geforderten Leistungen jederzeit erhöhen oder die Bedingungen für die Auszahlung der Provisionen verändern könnte.
Was raten Sie anderen Buchhändlern, die über die Einrichtung einer Post-Partnerfiliale nachdenken?
Ich rate den Kollegen aus dem Buchhandel jedenfalls dazu, sehr genau zu prüfen ob sich nicht Alternativen zur Kundenfrequenzerhöhung finden lassen.
Die Fragen stellte David Wengenroth
Zur Person: Klaus Neumann
ist seit 2000 Mitinhaber der Buch- und Schreibwarenhandlung Schiffer-Neumann in Rheinberg am Niederrhein. Das zentral am Holzmarkt gelegene Traditionsgeschäft ist 360 qm groß und beschäftigt 17 Mitarbeiter.
aus: buchreport.express 22/2009
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