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Es wird eine zweite Aufbruchstimmung geben

Die Lübbe-Gruppe, als inhabergeführtes Unternehmen auf dem Feld der großen Publikumsverlage ein Solitär, versteht sich als Vielkanal-Verwertungshaus: Diese Marschrichtung hat Verleger Stefan Lübbe seiner Mannschaft vorgegeben. Mit Lübbe-Audio meldet er sich auch im Hörbuch erfolgreich zu Wort. buchreport sprach mit Lübbe-Audio-Chef Marc Sieper (Foto) über den Markt und Perspektiven.

Bei hohen Wachstumsraten knallten in Hörbuchverlagen in den letzten Jahren oft die Champagnerkorken. Jetzt sprechen viele von Stagnation und Katerstimmung. Ernüchterung auch bei Lübbe Audio?
Nein, wir haben das Geschäftsjahr 2008 mit einem Umsatzplus abgeschlossen. Was aber unstrittig eingesetzt hat, ist ein Prozess der Marktbereinigung. Dass es dazu kommen würde, war allerdings vorauszusehen. In den Boomjahren, als das Medium schnell aus den Kinderschuhen wuchs, wollte jeder ein möglichst großes Stück vom Kuchen. Der relativ kleine Buchmarkt wurde mit Titeln förmlich überschwemmt. Nach den damit verbundenen negativen Erfahrungen hat der Handel damit angefangen, auszusortieren und umsichtiger zu ordern. Was die Verlage natürlich merken. Auch für uns sind die Zeiten zweistelliger Zuwachsraten vorbei. Von Stagnation kann ich aber nicht sprechen. Wir helfen mit Ideen und zusätzlichen unterstützenden Maßnahmen im Marketing. Ich glaube sogar an eine kleine zweite Aufbruchstimmung. Man weiß, dass es eine Zielgruppe gibt, die sich definitiv für das Produkt interessiert und mit der man rechnen kann. Das Hörbuch hat heute immerhin 3 bis 5% Anteil am Gesamtmarkt.

Die Diskussion über die Preisbildung ist im Fluss. Manche Wettbewerber plündern die Backlist und heizen kräftig den Niedrigpreiswettbewerb an …
Eine Entwicklung, die wir aufmerksam beobachten: Die Backlistvermarktung im Hörbuch unterliegt eigenen Regeln, die man beachten muss. So lässt sich eine Unterscheidung analog zu Hardcover und Taschenbuch im Hörbuch nicht so einfach darstellen. Festzustellen ist auch, dass das Hörbuch vor zwei Jahren noch wesentlich backliststärker war als heute. Gleichzeitig erfolgt wie im Geschäft mit gedruckten Büchern eine Konzentration auf Spitzentitel.

Der Download-Markt bleibt mit zweistelligen Wachstumsraten ein heißes Thema. Verliert das CD-Format an Bedeutung?
Im Augenblick existieren beide Programme wunderbar nebeneinander. Wir haben Kunden, die sehr aktiv im Download sind. Es ist aber nicht so, dass sich der Umsatz großartig verschoben hat. Downloadumsatz ist zurzeit noch reiner Zusatzumsatz, es brechen keine Handelspartner und damit auch keine Endverbraucher weg. Die CD wird sich trotzdem noch lange halten. Auch, weil Hörbücher zur Hälfte als Geschenk eingekauft werden. Wer möchte schon einen Gutschein mit einem Link überreichen? Ich bin davon überzeugt, dass es keine rasante Umkehr in Richtung Download geben wird, wie in der Musik.

Gleichwohl sind Strategien gefragt …
Natürlich ist der Downloadbereich wichtig. Verstehen wir uns als Anbieter von bestimmten Medien oder von Inhalten? Das ist die zentrale Frage. Ich verkaufe Inhalte und versuche, einem Kunden den Inhalt in der Form anzubieten, die er gern möchte. Der eine möchte viel lesen, vielleicht nicht im gedruckten Buch, sondern im E-Book. Der andere bevorzugt eine CD, die er sich in den Schrank stellen kann und andere laden sich Soundfiles für den MP3-Player aus dem Internet herunter. Es differenziert sich weiter aus, wobei der stationäre Buchhandel sich nicht ausgeklammert fühlen muss. Jeder Buchhändler ist in der Lage, auch Downloadangebote zu schaffen, an denen er mitverdienen kann. Das nutzen zwar noch nicht alle, aber die Zahl wird wachsen.

Text/Interview: Rainer Uebelhöde

Das komplette Interview ist im Hörbuch-Spezial im buchreport.magazin 7/2009 zu lesen. Hier das Inhaltsverzeichnis

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