Eine Abmahnung von Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfels flatterte vorvergangene Woche der Galeria Kaufhof ins Haus. Stein des Anstoßes ist der Titel „Die Kaffeeprinzessin“, den die Kaufhauskette in ihrer eigenen Galeria-Edition für 3,95 Euro verkauft, während der Lizenzgeber Droemer Knaur seine Taschenbuchausgabe für 7,95 Euro verkauft.
Wallenfels bemängelt, dass die beiden Ausgaben sich fast nicht unterscheiden. Für Droemer Knaur stellt Geschäftsführer Christian Tesch die Gegenfrage, wodurch sich der Fall denn von der verbreiteten Sonderausgaben-Praxis anderer Taschenbuchverlage unterscheide. Mit anderen Worten: Für weiteren Gesprächsstoff auf den Berliner Buchhändlertagen ist gesorgt.
Unabhängig von seinen konkreten Umständen wirft dieser Einzelfall tatsächlich ein Schlaglicht auf ein noch grundsätzlicheres Problem der Branche: Bei Filialisten und Verlagen wächst im schärfer werdenden Wettbewerb das Interesse an Instrumenten des Preismarketings. Droemer liegt mit seinem Hinweis auf die Sonderausgaben des Wettbewerbs so falsch nicht.
Wallenfels andererseits warnt nicht zu Unrecht davor, dass diese Praxis Gefahr läuft, die Preisbindung auszuhöhlen. Namentlich Weltbild hat Sonderausgaben zur Profilierung seiner Handelsmarke kultiviert und gefährde die Preisbindung mit billigen Sonderausgaben, die sich kaum vom Original unterscheiden, hatte Wallenfels bereits vergangenes Jahr in einem buchreport-Interview kritisiert.
Dieser Konflikt wird der Branche auf lange Sicht erhalten bleiben. Und mit Blick auf Preisbindung und -marketing werden Verleger und Buchhändler immer wieder die Erfahrung machen, dass sie, wie man in England sagt, den Kuchen nicht gleichzeitig essen und behalten können.
Kommentar hinterlassen zu "Essen und Behalten"