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Eva Munz über »Oder sind es Sterne«

Eva Munz studierte an der HFF München Film und arbeitete viele Jahre als Regisseurin und Journalistin in verschiedenen Ländern Asiens. Heute lebt sie in New York und schreibt für Magazine und Tageszeitungen. Eva Munz ist Co-Autorin von „Die totale Erinnerung – Kim Jong Ils Nordkorea“ (2006) und hat Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht. „Oder sind es Sterne“ (Kunstmann) ist ihr erster Roman. (Foto: Sangwoo Suh)

In den aktuellen Frühjahrs-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 15 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Eva Munz.

Mein Roman in drei Sätzen

Das Jahr 2001: Ein Waise aus Afghanistan, ein wohlhabender Geschäftsmann aus Frankreich und ein US-Marine suchen, finden und verlieren ihren Platz auf der Welt. Der Roman erzählt von wahren Lügen, dem hypnotischen Sog von Bildern, Muttersprache, Vaterland, ideologischer Hysterie, der Magie von Popmusik und mündet in der Ouvertüre eines Krieges, der nun fast 20 Jahre wütet.

Mein Weg zu Kunstmann

Führte über meine Agentin Petra Eggers, die das englische Manuskript anbot. Antje Kunstmann, die für ihr ungewöhnliches Programm bekannt ist, ließ sich auf die Reise ein.

Das Verdienst meiner Lektorin

Meiner Lektorin Wanda Jakob bin ich unendlich dankbar für ihre Genauigkeit und Experimentierfreude. Sie ist so eine Art linguis­tische Gestaltwandlerin. Sie verfügt neben sprachlicher Eleganz über ein präzises Ohr, was wichtig war, um den speziellen Sound der drei Erzählstimmen zu bewahren.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Aus der Ferne sehr vage, fast wie eine Luftspiegelung. Ich wünsche mir, dass die Pandemie als Chance erkannt wird, sich neu zu erfinden.

Meine Lieblingsbuchhandlung

In New York: McNally Jackson und Books Are Magic. In Berlin Uslar & Rai, Ocelot, Bücherbogen und Hundt Hammer Stein, Literatur Moths in München, cohen+dobernigg in Hamburg, Siebter Himmel in Köln. Alle machen auch ein beeindruckendes Online-Programm.

Meine Lieblingsautoren

Zu viele, also nur Lebende: Jackie Thomae, Elif Batuman, Percival Everett, Marlon James, Ottessa Mosh­fegh, Ocean Vuong, Rachel Kush­ner, Zadie Smith, László Krasznahorkai, Herta Müller und Johanna Adorján.

So lese ich

Ich lese stehend, sitzend oder liegend und lieber vom Papier als vom Bildschirm. Ich habe allerdings alle 688 Seiten von Marlon James’ „A Brief History of Seven Killings“ von meinem Telefondisplay aufgesaugt, weil ich mich nicht mehr losreißen konnte.

Schreiben ist für mich

Schreiben erlaubt mir, die Grenzen des Ichs zu sprengen oder wie Rimbaud das so schön ausdrückte: Je est un autre.

Wenn ich gerade nicht schreibe

Lese ich oder laufe. Read, run, write, repeat. Noch lieber tanze ich.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Als uns das Manuskript von Eva Munz auf den Schreibtisch flatterte, war ich sofort überzeugt: Sie schreibt mit einer solchen Verve und Lust an Sprache und Überzeichnung, dass es ein Vergnügen ist. Dazu die spannende Handlung, jede Menge Welthaltigkeit und Diskurs, ein feines Gespür für die innere Zerrissenheit ihrer drei männlichen Protagonisten, die dem internationalen politischen Geschehen gnadenlos ausgesetzt sind, und ein Schatz an Verweisen auf die Popkultur – ein ganz besonderes Debüt also und eine rasend gute Lektüre. Wanda Jakob, Lektorin

Debütantinnen und Debütanten – im buchreport.magazin 01/2021

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