Aus Sicht der Großverlage Random House und Penguin mache die geplante Allianz Sinn, die Perspektive der Autoren sehe dagegen anders aus, erklärt Peter S. Fritz im Interview (das noch vor der Bekanntgabe der Details stattfand). Der Zürcher Literaturagent erwartet weitere Konzentrationsschübe.
Wie bewerten Sie die Allianz?
Solche Mergers werden je nach Sicht der Außenstehenden unterschiedlich beurteilt. Als ich Buchhändler war und dann auch als Agent in den 1970-er Jahren fürchtete die Branche sich vor den immer größer werdenden Holtzbrincks und Bertelsmännern. In den vergangenen zehn Jahren mussten wir zusehen, wie diese Elefanten zunehmend Großbuchhändlern (Ketten, Amazon) ausgeliefert waren, welche mit ihren Forderungen an die Verlage ziemlich dreist vorgingen. So macht aus Sicht der beiden Großverlage Random House und Penguin ein Zusammenrücken durchaus Sinn – der Großhändler kommt an einem solchen Großverlag nicht mehr vorbei.
Anders sieht aus Sicht der Autoren aus. Der Druck, den die Verlage vom Handel verspüren, geben sie an die Autoren weiter – plötzlich sind gewisse Vertragspositionen „nicht verhandelbar“. Durch die Konzentration haben die Autoren weniger Auswahl, welchen Verlagen sie ihre Bücher zur Veröffentlichung anvertrauen können. Jeder Merger bringt es auch mit sich, dass Synergien gesucht werden, und im vorliegenden Fall gibt es viele Duplizierungen in den Verlagsprogrammen. Bei den Programmplätzen ergeben sich am Ende nicht 1+1=2, es wird eher 1+1=1,2 sein.
Was würde sich aus Ihrer Sicht ändern?
Die Evolution vom Elefanten zum Mammut macht die Verlage nicht wendiger und anpassungsfähiger – sie können nur noch verdrängen. Viele Autoren könnten letztendlich zu kleineren Verlagen oder auch in die Arme von Amazon getrieben werden, solange diese flexibel sind.
Erwarten Sie mittelfristig weitere Konzentrationsschübe unter den Verlagen?
Ich denke ja, der ganze Markt wird umgekrempelt und bis 2020 sieht die Landschaft und der Buchmarkt völlig anders aus. Selbst Literaturagenturen schließen sich inzwischen zusammen.
Ich denke ja, der ganze Markt wird umgekrempelt und bis 2020 sieht die Landschaft und der Buchmarkt völlig anders aus. Selbst Literaturagenturen schließen sich inzwischen zusammen.
Viele weitere Stimmen von Agenten und Verlagen sind im kommenden buchreport.express 44/2012 zu lesen.
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