Die Schweizer Ex Libris-Kette schließt 43 von 57 Filialen (hier mehr). Aus heiterem Himmel kommt diese Entwicklung nicht: In einem buchreport-Interview im September 2017 hatte Daniel Röthlin, seit 2010 Leiter des Schweizer Medienfilialisten, bereits angedeutet, dass es für die stationären Ladengeschäfte eng wird. Röthlin thematisierte nicht nur den Frequenzrückgang. Auch stagnierende oder rückläufige Umsätze in Verbindung mit kostentreibenden langen Öffnungszeiten, wie sie in Einkaufscentern vorgeschrieben sind, bedrohen Ladenstandorte mit Rentabilitätsproblemen.
Anlass des Gesprächs, das buchreport-Korrespondent Urs Heinz Aerni führte, waren aktuelle Filialschließungen im Raum Zürich, nachdem Ex Libris bereits 2016 sein Filialnetz um 12% auf 69 Standorte reduziert hatte.
Während andere Ex Libris-Filialen ein neues Outfit erhielten, haben Sie die Filiale im Einkaufszentrum Neumarkt Altstetten geschlossen. War die Schließung voraussehbar?
Röthlin: Unsere Filiale im Neumarkt in Altstetten kämpfte schon länger mit Rentabilitätsproblemen. Diese Situation wurde mit dem Center-Umbau 2016 noch verschärft. Nebst den „normalen“ Herausforderungen wie Digitalisierung der Kanäle, Digitalisierung der Produkte und Digitalisierung der Nutzungssysteme haben auch die hohen Personalkosten aufgrund der langen, zwölfstündigen Center-Öffnungszeiten den Deckungsbeitrag zunehmend belastet. Aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben alles gegeben, darum konnten wir uns solange an diesem Standort halten. Im Oktober schließt in der Region Zürich jetzt noch die Filiale im Einkaufszentrum Tivoli in Spreitenbach: Wir stellen unsere Filialen laufend auf den Prüfstand, wobei uns auch der Kunde mit seinem Einkaufsverhalten zeigt, ob eine Filiale ihre Berechtigung noch hat oder nicht.
Sie erwähnten mal die Tendenz, dass viele Kunden zwar online bestellen, aber die Ware in den Filialen abholen. Hat sich das geändert?
Röthlin: Nein, absolut nicht, im Gegenteil. Der Umsatzanteil der Filialabholungen pro Standort nimmt weiter zu. Aber wenn Sie sich in Märkten wie Physische Musik und DVD/Bluray bewegen, welche seit mehreren Jahren zwischen 15% und 20% jährlich an Umsatz verlieren, kann dies nur schwer kompensiert werden.
Ex Libris gilt als Discounter, bietet aber auch einen Such- und Bestellservice an wie in klassische Buchhandlungen, was wohl zu wenig genutzt wird. Zudem wurde die Sortiments-Philosophie zuletzt wieder vermehrt auf Bestseller und Mainstream konzentriert. Könnte das auch mit ein Grund sein, dass weniger Kundschaft den Weg in die Filialen finden?
Röthlin: Unser Bestellservice wird in keiner Weise zu wenig benutzt. Auch hier nimmt der Umsatzanteil der Filialabholungen pro Standort weiter zu. Unsere Buchumsätze liegen auch im stationären Handel, also in den Filialen über dem Vorjahr und somit deutlich über dem Markt. Wenn Sie unsere Mitbewerber anschauen, dann ist die Tendenz ganz klar: weg von großflächigen Einheiten hin zu kleineren Einheiten. Dass man sich dabei aufgrund der kleineren Flächen in der Sortimentierung fokussieren muss, versteht sich von selbst.
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