Die amerikanische Random House-Gruppe hat die Tötung von Osama bin Laden zum Anlass für einen verlegerischen Schnellschuss genommen: Binnen einer Woche wurde eine Sammlung mit acht aktuellen Essays zusammengestellt und als E-Book und auch nur als E-Book zum empfohlenen Listenpreis von 1,99 Dollar angeboten. Auch andere US-Verlage sitzen an ähnlichen Projekten.
Denkbare Auslöser für derartige Dossierprojekte sind nicht besonders zahlreich, das Marktpotenzial ist also eher klein. Der Vorgang hat aber grundsätzliche Bedeutung und zeigt dreierlei:
- Buchverlage können mit E-Books in ein klassisches Zeitschriftensegment eindringen, wie Tempo und Preis zeigen.
- Buchverlage können ihren Buchautoren neue Publikationsoptionen eröffnen und über einen schnellen, überschaubaren Beitrag auch neue Autoren akquirieren; Random House nutzt beim Bin-Laden-Titel beide Optionen.
- Buchverlage, die sich anfangs mit den zahlreichen Herausforderungen herumgeschlagen haben, das gedruckte Buchformat digital zu reproduzieren, entdecken im nächsten Schritt neue Möglichkeiten.
Das Spektrum reicht von der mediengerechten Anreicherung (enhanced E-Books) über neue Kundenbeziehungen (Social Reading) bis zum vertriebsgetriebenen Schnellschuss, der Buchaktualität bei nicht absehbaren Ereignissen neu definiert und zugleich das dabei übliche Remittendenrisiko ausschaltet. Welche E-Book-Modelle Zukunft haben, ist noch nicht ausgemacht. Das Entscheidende ist jetzt der Reiz und die Bereitschaft zu experimentieren.
Sehr einleuchtender Kommentar! Bin gespannt, wie schnell die neuen Möglichkeiten nach Deutschland bzw. Europa schwappen…