Mindestpreise, Nachhaltigkeit, Branchenlogistik – bei der Sitzung der 3 Fachausschüsse des Börsenvereins standen erneut vielfältige Herausforderungen auf der Agenda.
Der heiß diskutierte Mindestpreis
Vor allem das Thema Mindestpreise eint die Sparten, weshalb in allen 3 Ausschüssen jetzt darüber abgestimmt wurde. Am Ende steht der Konsens: Man ist dagegen.
Der Sortimenter-Ausschuss hatte im Vorfeld eine Task Force gebildet und Argumente gesammelt, die den Mitgliedern vor der Versammlung zur Verfügung gestellt wurde. Eine „deutliche Mehrheit“, so die Vorsitzende Christiane Schulz-Rother, habe sich den Gründen angeschlossen: Man wolle unbedingt daran festhalten, dass in jeder Buchhandlung weiterhin der gleiche Preis gelte, sowohl online wie stationär, bei großen und kleinen Läden. „Die Vielfalt des Buchhandels“ solle so weiterhin gewahrt bleiben.
Man erkenne vor allem die Gefahr von Bestpreis-Angeboten, die von bestimmten „Playern“ ausgenutzt werden würde, sagte Nadja Kneisser als Vorsitzende für den Verleger-Ausschuss: „Die Buchpreisbindung gerät dadurch in Gefahr“. Gegebenenfalls würde erst dadurch auf das Privileg, das die Buchbranche damit habe, geschaut. Außerdem könnten bei einem Mindestpreis Autoren und Agenten nicht an möglichen Mehreinnahmen beteiligt werden, was für die Verlage schwer zu argumentieren wäre.
Stephan Schierke schloss sich als Vorsitzender des Zwischenbuchhandel-Ausschusses den Argumenten an: „Man sollte nichts reparieren, was nicht kaputt ist“. Die Chancen und Risiken des Mindestpreises stünden in einem krassen Missverhältnis. Auch der Zwischenbuchhandel wolle „die Büchse der Pandora“ nicht öffnen.
Der Vorstand des Börsenvereins stehe hinter dieser Entscheidung, damit könne das Berliner Büro nun der Politik entgegentreten. Ob einzelne Marktteilnehmer dennoch anders agierten, sei nicht auszuschließen. Die Mindestpreis-Diskussion hatte Buchhandels-Marktführer Thalia angestoßen, der damit Erfahrungen in Österreich gesammelt hat. Dort ist die Buchpreisbindung als Mindestpreis geregelt.
Hier geht es zum buchreport-Dossier zum gebundenen Mindestpreis.
Das in Gefahr geratene Schulbuchgeschäft
Das Saarland sei das erste Bundesland, in dem es nun auch rechtlich möglich sei, den Schulbuchmarkt komplett auf digitale Lernmedien umzustellen. Das bereite vor allem den Sortimentern Sorgen, von denen viele einen erheblichen Umsatz mit den Lehrmitteln machen. „Wir sind nicht gegen die Digitalisierung aber wollen der Politik auch aufzeigen, welche Auswirkungen auf die Lesekompetenz und das Lernen dies haben kann“, so Schulz-Rother. Zusammen mit dem Verband Bildungsmedien, der IG Lernmedien und den Schulbuchverlagen suche man nach Lösungen.
Den gerade vorgestellten Kulturpass der Bundesregierung hingegen begrüßten die Sortimenter sehr und boten an, an der Umsetzung der Abrechnung mitzuwirken.
Verlage mit bekannten Problemen
E-Lending und Papierpreise stehen weiterhin oben auf der Agenda im Verleger-Ausschuss. Hier versuche man mit Studie und Austausch Lösungen zu finden.
Außerdem bekräftigte Kneissler, dass der Ausschuss hinter der „Frankfurter Erklärung“ des Verbands avj stehe. Darin hatten die Kinderbuchverlage auf die zahlreichen Anfragen zu kostenlosen Leseexemplaren von Kitas und Schulen aufmerksam gemacht.
Die auf der Frankfurter Buchmesse gegründete IG Nachhaltigkeit mit nun 50 Mitgliedern gehe in den 3 Task Forces Herstellung & Logistik, Ökobilanzierung und Nachhaltiger Betrieb nun in den kommenden Wochen ergebnisorientiert an den Start.
Logistiker unter Druck
Verpackungsgesetz, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz aber vor allem der Fachkräftemangel und das volatile Bestellverhalten machten dem Zwischenbuchhandel weiter zu schaffen, so Schierke. „Wir müssen immer flexibler werden, können es aber weniger als früher“, sagte er und appellierte für Verständnis.
Wäre ja auch ein Wunder, wenn sich in unserer Branche mal was bewegen würde. Und womit die Ösis gute Erfahrungen gemacht haben, das kann natürlich im verkrusteten Deutschland nicht gelten. Dabei ist Käufern schon lange nicht mehr klarzumachen, wieso Bücher überall dasselbe kosten sollen – viele wissen übrigens gar nicht, dass es eine Buchpreisbindung gibt!!
Und über den Satz, man könne „Autoren und Agenten nicht an möglichen Mehreinnahmen beteiligen“ kann ich aus Autoren- und Agentensicht nur schallend lachen. Wird hier eigentlich absichtlich gelogen? Oder will man sich mal wieder als „Gutmenschen“ darstellen? Die Einnahmen von Agenten und Autoren sind vorab vertraglich in Prozentanteilen geregelt – und verändern sich daher auch nicht, wenn die Preise von Verkaufsort zu Verkaufsort schwanken sollten. Es bleibt immer beim gleichen Prozentsatz. Das Verlage irgendwas „extra“ ausschütten, habe ich 32 Jahren noch nicht erlebt – und ist auch vertraglich nirgendwo vorgesehen. Das sind alles fadenscheinige Argumente! Offenbar hat man mal wieder Angst, sich auf was Neues einzulassen.