Viele Verleger treten auch als Autoren in Erscheinung, meist im Sachbuch. Aber auch in der Belletristik ist diese Personalunion nichts Ungewöhnliches. Die Herbstvorschauen kündigen neue Romane von einer Verlegerin und einem Verleger an: Beide erzählen ihre Familiengeschichte.
Constanze Neumann, Verlagsleiterin von Aufbau, legt bei Ullstein mit „Wellenflug“ einen Familienroman vor, in dem es laut Verlagswerbung „um Liebe und Hass, um gesellschaftlichen Aufstieg und Erfolg, aber auch um Ausgrenzung, Flucht und Vertreibung geht“. Es sei der Versuch, die Bruchstücke der Vergangenheit zu einem Ganzen zusammenzutragen: Neumann verwebe historischen Ereignisse und private Familienzeugnisse zu einem „Panorama deutsch-jüdischer Geschichte“.
Zum Inhalt von „Wellenflug“ (ET: 30. August) heißt es im Vorschautext: „Mehr als hundert Jahre umspannt das bewegende Schicksal der jüdischen Tuchhändlerfamilie Reichenheim, das seinen Ausgang im 19. Jahrhundert in Polen nimmt und über Leipzig und Berlin in die USA und weiter bis nach Brasilien, Indien und Afrika führt und zeitlich bis in unsere Gegenwart hineinreicht. Im Zentrum des Geschehens stehen zwei Frauen, Anna und Marie, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Während Anna den Wert großbürgerlicher Konventionen bis zum bitteren Ende hochhält und darüber bereit ist, den eigenen Sohn aufzugeben, geht Marie allen gesellschaftlichen Standesunterschieden zum Trotz selbstbewusst ihren eigenen Weg. Auch als sich die Weltwirtschaftskrise und der Nationalsozialismus über das Land legen und es schier ums nackte Überleben geht, kämpfen beide Frauen bis zuletzt auf ihre Art für ihr Glück und die Zukunft ihrer Kinder.“
Neumann hatte als Autorin zuletzt 2017 bei Goldmann den Roman „Der Himmel über Palermo“ veröffentlicht. Bei Piper ist 2011 ihre „Gebrauchsanweisung für Sizilien“ in der berühmten Reiseführer-Reihe erschienen.
„Es ist die Geschichte einer deutschen Familie. Zufällig meiner eigenen“, kommentiert Hanser-Verleger Jo Lendle seinen neuen Roman „Eine Art Familiengeschichte“, der ebenfalls im August bei Penguin erschienen wird. Lendle erzählt darin vom „Zerbrechen einer Familie, über Schuld, über Wissenschaft und ihr Verhältnis zur Welt und die feinen Unterschiede zwischen Schlaf, Narkose und Tod“. Die Romanhandlung erstrecke sich vom Kaiserreich über den Nationalsozialismus und die junge DDR bis in die Bundesrepublik der Nachkriegszeit.
Die Inhaltsbeschreibung in der Verlagsvorschau: „Man sucht sich die Zeiten nicht aus, in die man gerät und die einen prägen. So wie Lud und Alma. Lud, 1899 geboren, und sein Bruder Wilhelm verehren Bach und Hölderlin und teilen dieselben unerreichbaren Ideale. Wilhelm, der früh in die nationalsozialistische Partei eintritt, misst andere daran, Lud sich selbst, was ihn ein Leben lang mit sich hadern lässt. Alma hat ihre Eltern schon als Kind verloren. Ihr Patenonkel Lud, wenig älter als sie selbst, und seine Haushälterin werden ihr eine Art Familie werden. Als Professor für Pharmakologie erforscht Lud den Schlaf und die Frage, wie man ihn erzeugen kann. Während er die Tage an der Universität verbringt, kann Alma zu Hause nicht aufhören, an ihn zu denken. Als er beginnt, Giftgas zu erforschen, erzählt er ihr nichts davon. Sein Ringen mit den hehren Idealen wird verzweifelter. Denn da ist auch noch Gerhard, an dessen Seite er im Ersten Weltkrieg kämpfte, den er nicht aus seinem Kopf bekommt.“
Unter seinen bisherigen Veröffentlichungen als Buchautor sind 4 Romane, die allesamt bei der DVA erschienen sind, zuletzt 2013 „Was wir Liebe nennen“.
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