Normalerweise schlüsseln Verlage in erster Linie den E-Book-Anteil am Umsatz auf. In Großbritannien hat Hachette dagegen die Online vs. Offline-Rechnung aufgemacht, mit „dramatischen Implikationen“, wie ein US-Berater meint.
In einem Brief an die Autoren erklärte Tim Hely Hutchinson (Foto), CEO von Hachette UK, dass inzwischen ein Viertel des Umsatzes durch E-Books eingespielt werde – bei einzelnen Genres liege der E-Book-Anteil sogar bei über 50%. Nehme man die Print-Bücher hinzu, die über Online-Shops verkauft werden, liege der Online-Anteil bei fast der Hälfte des Gesamtumsatzes.
Zwar könnten die E-Book-Erlöse die sinkenden Print-Umsätze kompensieren (zumindest vor Inflation), längerfristig gehe er jedoch davon aus, dass das kombinierte Geschäft aus E-Book- und Print-Ausgaben schrumpfen werde.
Der US-Verlagsberater Mike Shatzkin lobt Hutchinson dafür, dass er die Online-Offline-Rechnung aufgemacht habe, statt Digital versus Print. Dies sei ein besserer Ansatz, um die Marktmacht von Amazon zu taxieren – Amazon kontrolliere schätzungsweise 80% oder mehr der Online-Buchumsätze in Großbritannien.
Die Konsequenzen sind laut Shatzkin „erschütternd“: Amazon könne den Autoren sowohl bei E-Books als auch gedruckten Büchern viel höhere Tantiemen ausschütten. Außerdem könnte Amazon angesichts der eigenen Position auf dem Markt noch höhere Rabatte von den Verlagen fordern. Shatzkins Fazit: Dies ist ein mächtiges Signal, dass die Veränderungen der Buchbranche in den vergangenen Jahren nur der Prolog waren.“
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