Die Feuilletons sind sich weitgehend einig, dass die Autorin Sharon Dodua Otoo zurecht zur Gewinnerin des Wettlesens beim Ingeborg-Bachmann-Preis ernannt wurde (mehr dazu hier). Die meisten erinnert der Text von Otoo an Loriot:
- Die „FAZ“ zeigt sich zufrieden mit der Ausbeute des diesjährigen Wettbewerbs: „Die Autoren trauten sich was und natürlich auch die Juroren, die durch ihre Auswahl sperrigen Texten den Auftritt ermöglichten.“ Am lustigsten fand Redakteur Tilman Spreckelsen den Siegertext von Otoo, der nach zähem Einstieg auf eine aberwitzige Geschichte zusteuere, die alles zuvor Gesagte neu beleuchte.
- Begeistert ist auch die „Welt“, die der Autorin noch Großes zutraut: Richard Kämmerlings traut seinen Ohren kaum, als Otoo ihre Szene über ein deutsches Rentnerehepaar am Frühstückstisch vorträgt und wird an Loriot erinnert. „Es war schlicht phänomenal, wie selbstverständlich Sharon Dodua Otoo vom Kleinsten ins Kosmische und zurück wechselte und in ihrem Text noch einige Rätsel versteckte, die sie sogar an der philologisch hochgerüsteten Jury vorbeischmuggeln konnte.“
- Auch die „taz“ zieht den Vergleich mit Loriot. Sie hatte schon mit der Gewinnerin gerechnet und konnte auch der Konstellation eine gewisse Komik abgewinnen: „25.000 Euro für einen Text, der zur Hälfte aus Sicht eines weich gekochten Eis geschrieben ist.“
- Für den „Tagesspiegel“ war der diesjährige Wettbewerb „so gegenwärtig wie lange nicht“, weil die Texte viele Realitätsbezüge gehabt hätten. „Seltsamerweise jedoch wurden drei Texte ausgezeichnet, die Klagenfurttypisches präsentierten“, wundert sich Gerrit Bartels, der ebenfalls Anklänge an Loriot ausmacht, davon aber nicht so begeistert zu sein scheint. Otoos Erzählung sei „gut gemacht, sprachlich aber nicht herausragend – und nicht so witzig und cool, wie die Jury fand“.
- Ein „großartiger Text“ habe den Bachmann-Preis gewonnen. Otoos „Herr Gröttrup setzt sich hin“ beginne als Frühstücksszene, „wie von Loriot inszeniert“, jubelt dagegen Kathleen Hildebrand in der „Süddeutschen Zeitung“. Der Text schwenke schließlich um und erzähle aus der Perspektive eines Frühstückseis, ein erzählerisches Ich, das als „Wechselbalg der Reinkarnation“ erscheine.
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