Das Arvato-Widget ermöglicht das Navigieren im Buch-Text. |
Obwohl bis zur Frankfurter Buchmesse noch sieben Wochen ins Buchland gehen, dürfte das Top-Thema des Branchenschaulaufens schon feststehen: einmal mehr die Digitalisierung in der Printwelt. Während bei der Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB vermutlich die Überstundenzettel lang und länger werden, um in Frankfurt endlich einen Prototyp zum digitalen Vertrieb der auf Libreka gespeicherten Bücher vorstellen zu können, steigert ein Wettbewerber die Taktzahl: Der Bertelsmann-IT-Dienstleister Arvato Systems, der für Random House Deutschland das „Insight“-Programm entwickelt hat, erweitert seine Volltextsuche-Technologie „BIC Media“ mit großen Schritten.
Bertelsmann-Tochter ködert Fachverlage und eröffnet E-Commerce
Wichtigste Erweiterung: Nachdem der Fokus zunächst auf den Publikumsverlagen lag, will Arvato Systems in einem zweiten Schritt verstärkt Fachverlage ködern – analog zur zweiten Generation des Amazon-E-Book-Lesegeräts „Kindle“, das ebenfalls auf Fachliteratur zugeschnitten werden soll. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Volltextsuche bei Belletristikverlagen nicht so interessant ist – stattdessen setzen die Verlage auf Leseproben –, bei Fachinformationen allerdings sehr wohl. Auf diesem Weg wollen wir die Zielgruppe deutlich ausweiten“, erklärt Mike Röttgen, bei Arvato Systems zuständig für den Vertrieb der Verlags-Dienstleistungen.
An der Angel hat Arvato Systems bereits die rund 20 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Baufachverlage (u.a. Blottner), die das System derzeit testen sowie die Kölner Verlagsgruppe Rudolf Müller; unter den Publikumsverlagen gehören Lübbe, Oldenbourg und Random House (mit weltweit über 20 000 Titel im System) zu den Kunden. Weitere Erweiterungen:
- Breites Fenster: Künftig kann das digitale Lese-Fenster („Widget“) auch Doppelseiten – ein Köder für Fachzeitschriftenverlage – sowie mehrere Titel anzeigen (siehe Screenshot).
- E-Commerce: Bislang konnten Nutzer der BIC Media-Technik online lediglich gedruckte Bücher bestellen; die „Cuts & Tokens“-Funktion ebnet den Weg für den E-Commerce: Verlage können ihre Bücher und Zeitschriften komplett, artikel- oder kapitelweise verkaufen; dabei erhält der Nutzer einen Link, mit dem er das gekaufte Lese-Stück herunterladen kann – auch dieser Schritt soll besonders die Fachverlage zur Kooperation animieren. Anders als beispielsweise Libreka verlangt Arvato Systems dabei keine prozentuale Umsatzbeteiligung.
- Libreka-Integration: Statt die Verlage zu zwingen, ihre Inhalte bei Libreka und BIC Media hochzuladen, bietet das System jetzt auch eine Schnittstelle zum Börsenvereins-Portal; der Kunde muss sein Buch nur einmal bei BIC Media hochladen und kann dabei die Umwandlung ins Libreka-Format mitbestellen.
- Kindle & Co.: Verlage sollen die hochgeladenen Titel künftig auch in die passenden Formate der E-Book-Lesegeräte (Kindle oder Sony Reader) konvertieren lassen können.
- Suchmaschinen: Als weitere Erlösquelle will Arvato Systems den Verlagen anbieten, auch Google-Anzeigen auf den Widgets zu platzieren; Google soll spätestens zur Messe auch die bei Arvato Systems gespeicherten Texte indexieren und so auf den Ergebnisseiten der Google-Suche darstellen können.
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