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Ferdinand Schmalz über »Mein Lieblingstier heißt Winter«

In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 18 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Ferdinand Schmalz.

Mein Roman in drei Sätzen

In „Mein Lieblingstier heißt Winter“ soll der Tiefkühlkostvertreter Franz Schlicht dem makabren Wunsch eines Kunden nachkommen und seinen tiefgefrorenen Leichnam nach dem Freitod im Eiskasten auf eine Lichtung verfrachten. Doch als Schlicht dem ungewöhnlichen Auftrag nachkommen will, ist der Gefrierkasten leer und eine Suche durch die Wiener Vorstadt nach der verschwundenen Leiche beginnt. Dabei begegnet er der Tatortreinigerin Schimmelteufel, einem Ingenieur, der sich selbst eingemauert hat, und einem Ministerialrat, der Nazi-Weihnachtsschmuck sammelt.

Ferdinand Schmalz, geboren 1985 in Graz und aufgewachsen in Admont in der Obersteiermark, erhielt gleich mit seinem ersten Stück „am beispiel der butter“ 2013 den Retzhofer Dramapreis und wurde zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Sein neuestes Stück „jedermann (stirbt)“ wurde am Burgtheater uraufgeführt und mit dem Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet. 2017 nahm er an den Tagen der deutschsprachigen Literatur teil und gewann mit einem Auszug aus seinem Debütroman „Mein Lieblingstier heißt Winter“ (S. Fischer) den Ingeborg-Bachmann-Preis. (Foto: Apollonia T. Bitzan)

Mein Weg zu S. Fischer

Ich habe über mein erstes Theaterstück in den S. Fischer Theaterverlag gefunden, wo seit mittlerweile sieben Jahren meine Stücke verlegt werden. Da war der Weg ins Prosalektorat nicht mehr weit. Nach dem Bachmannpreis wurden die Pläne für ein Romanprojekt schließlich konkreter. Nun ist es endlich so weit mit dem Debütroman.

Das Verdienst meiner Lektoren

Ich vergleiche die Arbeit am Text immer mit der in einem Bergwerk. Immer tiefer gräbt man sich ins Papier. Da braucht es immer wieder Leute, die ihre eigenen Bohrungen am Text durchführen, damit man nicht den Überblick verliert. Albert Henrichs und Sophie Priester haben da gute Perspektiven auf die unterirdischen Verzweigungen des Textes geworfen. Manchmal habe ich auch das Gefühl, es braucht solche vertrauenswürdigen Außenperspektiven, die einen wieder den Blick aufs Ganze ermöglichen. Man ist als Autor oft einfach zu nah dran am Text.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Das Seltsame ist, dass ich ja schon seit Langem schreibe, aber eben „nur“ fürs Theater, das nochmal ein ganz anderer Betrieb ist. Jetzt ist der Literaturbetrieb nochmal eine neue Erfahrung für mich. Die Abläufe sind mir noch relativ neu, das macht es aber umso spannender. Es fühlt sich ein bisschen an wie vor meiner ersten Premiere.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Bücher Posch in der Lerchenfelderstraße in Wien, dort können einem Bücher noch zustoßen. Gerade was surrealistische Literatur anlangt, findet man bei Posch immer wieder Unbekanntes und geht mit Büchern raus, die man nicht gesucht hat, aber die einem ganz neue Welten eröffnen. Der Laden ist winzig und bis unter die Decke voller Bücher.

Meine Lieblingsautoren

Da könnte man natürlich viele nennen. Ilse Aichinger, Elfriede Jelinek, Hubert Fichte, Miranda July, Josef Winkler, Joseph Roth, Ingeborg Bachmann, Fiston Mwanza, Rainald Goetz uvm.

So lese ich

Unterschiedlich, aber sehr langsam, dafür genau. Am Schreibtisch, im Bett, im Zug und in der Hängematte. Ich habe meistens eine lange Leseliste zu den Projekten, an denen ich arbeite. Dann bin ich immer wieder ganz froh, wenn ich zwischendurch die Zeit finde, etwas zu lesen, das nicht arbeitsbezogen ist.

Schreiben ist für mich

Noch immer die beste Methode, dieses flüchtige Ding, das wir Literatur nennen, für einen Moment festzuhalten.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Versuche ich mich auf Bergen und in Spelunken davon zu überzeugen, dass die Welt noch nicht verschwunden ist.

Debütantinnen und Debütanten– im buchreport.magazin 07-08/2021

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Den Debütroman des gefeierten Theaterautors Ferdinand Schmalz in unserem Programm zu haben, ist eine große Freude. „Mein Lieblingstier heißt Winter“ sticht heraus durch den besonderen Ton und Sprachwitz, die skurrilen Figuren und die bitterböse, kluge Gesellschaftskritik.

Sophie Priester, Lektorat

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