Nach insgesamt 24 Jahren in verschiedenen Positionen verlässt Fernando Carro (52) Bertelsmann mit sofortiger Wirkung, um sich „neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen“. Zuletzt war Carro Mitglied des Vorstands sowie CEO der Tochter Arvato.
In der Buchbranche ist Carro vor allem bekannt geworden als derjenige Bertelsmann-Manager, der den letzten Anlauf nahm, den Bertelsmann Club, die Keimzelle des heutigen Medienkonzerns zu retten. „Fernando Carro braucht alle Tugenden, die man Menschen, die im Sternzeichen des Löwen geboren sind, zuspricht, also Mut, Selbstvertrauen und Herrschaftsanspruch. Denn anders wird er den Job nicht meistern können, in dem sich vor ihm schon viele versucht, es aber niemand dauerhaft ausgehalten hat“, begrüßte buchreport 2005 den agilen Spanier zu seinem Club-Amtsantritt. Er erarbeitete sich intern rasch den Spitznamen „Turbo-Fernando“. Er führte die „flexible Mitgliedschaft“ ein, senkte damit die Eintrittsschwelle für Neumitglieder und strapazierte auch mit anderen Werbeaktionen immer wieder das über die Jahre gewachsene Regelwerk, mit dem das Club-Marketing mit der Buchpreisbindung abgestimmt worden war. Carro gelang es, dass der Club nach defizitären Jahren wieder schwarze Zahlen schrieb.
Knapp 2 Jahre nach seinem Antritt als deutscher Club-Chef avancierte Carro 2007 zum CEO der Direct Group, in der Bertelsmann das internationale Club-Geschäft organisiert hatte und besorgte letztlich die Auflösung dieser Sparte, in dem er nach und nach die problematischen europäischen Club- und Handelsgeschäfte veräußerte. 2011 wurde er unter dem neuen Vorstandschef Thomas Rabe mit der neuen Aufgaben bedacht, 2012 wurde er Mitglied des Group Management Committee. Als President Lateinamerika und Spanien war er zuständig für die Bertelsmann-Geschäfte auf der iberischen Halbinsel sowie für die Expansion des Unternehmens in den südamerikanischen Wachstumsmärkten. Dass der Deutsche Club Bertelsmann trotz Carros Sanierungserfolgen kein Geschäftsmodell mit Zukunft war, hatte sich da längst abgezeichnet. Der Club stellte seinen Betrieb Ende 2015 ein.
2015 wurde er als neuer Arvato-CEO in den Bertelsmann-Vorstand berufen. In seine Arvato-Amtszeit fielen laut Unternehmensmitteilung Entscheidungen zur weiteren strategischen Entwicklung von Arvato und der vier Solution Groups Arvato Customer Relationship Management (CRM), Arvato Supply Chain Management (SCM), Arvato Financial Solutions sowie Arvato Systems. „Fernando Carro hat bei Arvato wichtige Weichenstellungen zur Internationalisierung vorgenommen, internationale Geschäftskunden gewonnen und Impulse zur Stärkung der Innovationskraft und des organischen Wachstums gesetzt“, heißt es weiter.
Mit dem Ausscheiden von Carro ändern sich die Berichtslinien bei Arvato:
- Die CEOs von Arvato CRM sowie Arvato SCM, Andreas Krohn und Frank Schirrmeister, berichten künftig an den Bertelsmann-Vorstandsvorsitzenden Thomas Rabe.
- Krohn und Schirrmeister gehören weiter dem Bertelsmann Group Management Committee an.
- Die CEOs von Arvato Financial Solutions sowie Arvato Systems, Frank Kebsch und Matthias Moeller, berichten an Bertelsmann-Finanzvorstand Bernd Hirsch.
- Die Position des im Bertelsmann-Vorstand vertretenen Arvato-CEO wird nicht neu besetzt.
- Arvato-CFO bleibt Rolf Hellermann, Thomas Mackenbrock bleibt Chief Strategy Officer (CSO).
- Das neunköpfige Arvato-Board setzt sich künftig zusammen aus den drei Zentralvorständen Thomas Rabe (Vorsitzender), Bernd Hirsch und Bertelsmann-Personalvorstand Immanuel Hermreck, der die Verantwortung für die Personalarbeit von Arvato übernimmt, den vier Leitern der Solution Groups Andreas Krohn, Frank Schirrmeister, Frank Kebsch und Matthias Moeller, sowie Rolf Hellermann und Thomas Mackenbrock.
Kommentar hinterlassen zu "„Turbo“-Fernando Carro verlässt Bertelsmann"