Während in den USA der „Black Friday“ für Jubelgesänge sorgt, üben sich deutsche Einzelhändler in Bescheidenheit. Zufrieden, aber „noch Luft nach oben“, bilanziert der Handelsverband Deutschland (HDE) den Start in die Weihnachtssaison.
Die Unternehmensberater von Ernst & Young erwarten dagegen eine „Krise unterm Weihnachtsbaum“.
Tablet-PCs ganz oben auf der Kauf-Liste
Laut HDE hätten festlich dekorierte Schaufenster und milde Temperaturen am ersten Adventssamstag vor allem in den Innenstädten für gute Umsätze gesorgt. Ganz oben auf der Kaufliste stünden technische Geräte wie Tablet-PCs, Smartphones und 3D-Fernseher, daneben seien aber auch Bücher, Strickwaren, Handtaschen und Accessoires sowie weihnachtliche Dekorationsartikel gefragt.
Nach einer bundesweiten HDE-Trendumfrage bei rund 400 Unternehmen habe der November insgesamt eine gute Entwicklung gezeigt, allerdings leicht unter dem starken Vorjahresmonat. „Es ist noch Luft nach oben“, so HDE-Chef Stefan Genth. Entscheidend sei nun die Entwicklung in den kommenden umsatzstärksten Wochen des Jahres. Die Händler seien sehr optimistisch, die Konsumlaune der Verbraucher sei stabil.
In den USA ist der Einzelhandel am „Black Friday“ mit einem Umsatzplus von 7% ins Weihnachtsgeschäft gestartet. Kunden hätten am Freitag nach Thanksgiving insgesamt 11,4 Mrd Dollar ausgegeben, fast eine Milliarde mehr als im Vorjahr, melden die Marktforscher von ShopperTrak. Besonders im Online-Kanal wird gejubelt. Amazon erklärte, am Schwarzen Freitag seien vier Mal so viele Kindle-Geräte verkauft worden wie vor einem Jahr (hier mehr).
HDE: Leichtes Plus im Weihnachtsgeschäft
Insgesamt erwarte der Einzelhandel in den Monaten November und Dezember einen Gesamtumsatz, der um etwa 1,5% über Vorjahr liege (Vorjahr +3,0%). Das Gesamtumsatzvolumen schätzt der HDE auf 78 Mrd Euro. Das entspreche einem Plus von 1,2 Mrd Euro.
Optimistischer blicken dagegen die Online- und Versandhändler in Deutschland aufs Fest. Über den Internet-Kanal könnten die Erlöse in diesem Weihnachtsgeschäft um 15% gesteigert werden, schätzt der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (hier mehr).
Schuldenkrise verhagelt Weihnachtsgeschäft
Anders als der HDE gehen die Unternehmensberater von Ernst & Young von einer „Krise unter dem Weihnachtsbaum“ aus. Dass die europäische Schuldenkrise dem deutschen Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft verhageln könnte, dafür spreche die Tatsache, dass die Verbraucher in diesem Jahr nach einer repräsentativen Umfrage unter 2000 Personen (hier die Ergebnisse zum Download) deutlich weniger für Weihnachtsgeschäfte ausgeben wollten, verglichen mit dem Vorjahr:
- Im Durchschnitt liege das Budget für Weihnachtseinkäufe pro Kopf nur noch bei 213 Euro – ein Rückgang um 9%.
- Damit schrumpfe das durchschnittliche Geschenkbudget der Bundesbürger auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Befragungen im Jahr 2007.
- Vor allem ältere Verbraucher wollten sich bei Geschenken zurückhalten (–23% in der Gruppe der 55- bis 65-Jährigen).
- Die neue Sparsamkeit bei Weihnachtsgeschenken treffe fast alle Einkommensgruppen.
- Den Rückgang würden besonders die Fachgeschäfte zu spüren bekommen, deren Weihnachtsumsatz voraussichtlich um 26% sinken werde; auf der Gewinnerseite stünden dagegen Online-Händler und Einkaufszentren.
Bücher sind krisenfest
„Das diesjährige Weihnachtsgeschäft wird dem deutschen Einzelhandel voraussichtlich einen kräftigen Dämpfer versetzen“, erwartet Thomas Harms, Retail & Consumer Products Sector Leader bei Ernst & Young. Ursache seien die täglichen Hiobsbotschaften und Krisenmeldungen zur europäischen Schuldenkrise. Dabei könnten sich die Deutschen dank höherer Einkommen und gesunkener Arbeitslosigkeit eigentlich mehr leisten.
Positive Botschaft für die Buchbranche: Während die Summen, die in alle anderen Geschenk-Kategorien ausgegeben werden, rückläufig sind oder stagnieren, wollen die Deutschen in diesem Weihnachtsgeschäft für Bücher mehr ausgeben: im Durchschnitt 26 Euro statt 23 Euro im Vorjahr. Der Anteil der Befragten, die in Belletristik oder Sachbücher investieren wollen, ist laut Ernst & Young von 58 auf 62% gestiegen.
Interessant sind auch die regionalen Unterschiede: Ostdeutsche Verbraucher investieren überdurchschnittlich viel in Kosmetika, Bücher und Lebensmittel. Westdeutsche geben verhältnismäßig viel für Schmuck und Gutscheine aus.
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