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Feuilletons kommentieren die Shortlist des Deutschen Buchpreises

Die Präsentation der Shortlist, also der 6 Titel, die in das Rennen um den Deutschen Buchpreis gehen, beschäftigt die Feuilletons und Kulturredaktionen. Die Einschätzungen zur Auswahl der Jury fallen naturgemäß wie jedes Jahr sehr unterschiedlich aus. Ein Überblick zu den Stimmen, die die Bandbreite an Einschätzungen und Meinungen widerspiegeln:

  • Eine „gute, weil gewagte Wahl“ hat die Jury laut „FAZ“-Redakteur Andreas Platthaus getroffen, für den die sechs Titel der Shortlist „tatsächlich so etwas wie die Essenz dieses Bücherjahres“ ausmachen. Allerdings lässt er durchblicken, dass er einige wichtige Bücher vermisst, nämlich Christian Krachts Roman „Die Toten“, Guntram Vespers „Frohburg“ und Martin Mosenbachs „Mogador“. Von den verbliebenen Titeln scheint Philipp Winklers Debütroman „Hool“ der persönliche Favorit von Platthaus zu sein, der das „konsequent subjektiv gehaltene Porträt eines Hooligans“ als „höchst trickreich konstruiert“ lobt. Wirklich strittig ist die Auswahl der Shortlist-Titel nach Platthaus‘ Einschätzung nicht in literarischer Hinsicht, sondern in einer formalen: Der Deutsche Buchpreis werde für den besten deutschsprachigen Roman verliehen, aber einige der Werke entsprächen nicht dieser Vorgabe, etwa Eva Schmidts „Ein langes Jahr“, das für Platthaus eher ein „Erzählungskranz“ sei.
  • Sehr umfangreich mit eigenem Schwerpunkt widmet sich die „taz“ (Ausgabe vom 21.9.) der Shortlist. Das Berliner Sponti-Blatt stößt sich – wenig überraschend – an der ungleichen Geschlechterverteilung bei den nominierten Autoren: Eine Frau neben fünf Männer, das ist für die türkisch-deutsche Schriftstellerin Hilal Sezgin Grund genug, einmal grundsätzlich anzuprangern, dass die Buchbranche zu stark männlich dominiert sei. In einem weiteren Beitrag konstatiert Redakteur Dirk Knipphals zumindest, dass die nominierten Romane „allesamt LeserInnenfreundlich“ seien. Gemeinsam mit den Buchhändlern scheint er aufzuatmen, dass keines der Bücher länger sei als die handhabbaren 350 Seiten. Auch für ihn ist das „unausgeglichene Geschlechterverhältnis“ auffällig. „Allerdings bekommt man hier auch keineswegs ungebrochene Männlichkeit präsentiert“, findet Knipphals. Und der Autor und Publizist Jörg Sundermeier macht sich Gedanken über die alljährlichen Diskussionen um den Deutschen Buchpreis, die er eigentlich für müßig hält, weil der Deutsche Buchpreis ein reines Marketinginstrument sei – und alle in der Branche sich dessen bewusst seien.
  • Einigermaßen überrascht ist Richard Kämmerlings in der „Welt“ über die Auswahl der Jury, jedoch durchaus im positiven Sinne. Zwar hätten es jede Menge illustre Namen der Longlist nicht auf die Shortlist geschafft (wie Peter Stamm, Arnold Stadler, Sibylle Lewitscharoff, Joachim Meyerhoff) und auch das am meisten diskutierte Buch des Herbstes, nämlich Christian Krachts „Die Toten“, sei gar nicht erst im Rennen gewesen. Dafür sieht Kämmerlings mit Thomas Melles „Die Welt im Rücken“ ein Werk mit „beeindruckender Sprachkraft“ auf der Shortlist, das allerdings im strengen Sinne kein Roman, sondern eine Autobiografie sei. Melle ist für Kämmerlings der Favorit auf den Preis, die anderen Werke sieht er eher als Außenseiter.

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