Während der Filialist DBH in Deutschland rückbaut, sendet auch der frühere Schweizer Marktführer Orell Füssli Krisensignale: Nach einem Artikel der „Handelszeitung“ sank die operative Marge von 2006 bis 2011 von 4% auf 1,8%. Im vergangenen Jahr schrumpften die Erlöse, wie auf buchreport.de berichtet, um 3% auf noch knapp 120 Millionen Franken – seit Jahresanfang habe das Umsatzminus sogar bei 6% gelegen.
2011 entwickele sich das Unternehmen „analog zum Gesamtmarkt“, wird Fabio Amato, Geschäftsführer der Orell Füssli Buchhandlungs AG, in dem Artikel zitiert. „Die Preissenkungen wirken sich negativ auf unsere Umsätze aus.“ Und: „Wir geben die Preissenkungen der Verlage ausgelöst durch den Währungszerfall beim Euro an die Kunden weiter“ – die Preise seien um durchschnittlich 7% gesenkt worden.
Als Konsequenz aus der angespannten Marktlage seien weitere Schließungen geplant: Nach den Buchhandlungen in Schaffhausen und in Bern (Spitalgasse) im vergangenen Jahr und der Filiale im Zürcher Niederdorf 2011 werde weiter am Filialbestand (zehn Buchhandlungen, sieben Restseller) gefeilt: Bald würden zwei Restseller in Wil und Kreuzlingen geschlossen, und auch in Luzern stehe eine Standortschließung an; auch der Standort im Berner Einkaufszentrum Westside stehe auf dem Prüfstand.
„Das Thema Flächenexpansion hat zu lange unser Denken dominiert. Wir hätten bereits vor vier, fünf Jahren stärker auf die Karte Internet setzen sollen“, zeigt sich Amato gegenüber der Handelszeitung selbstkritisch.
Orell Füssli hat 2010 nicht nur Umsatz verloren, sondern wohl auch die Marktführerschaft in der Schweiz. Zum Vergleich: Die Thalia-Beteiligungen Thalia Bücher AG (Basel) und Zur alten Post (ZAP, Brig) haben zwar ebenfalls Umsatz verloren, aber seitdem die Muttergesellschaft buch.de mehrheitlich zu Thalia gehört (mittlerweile 75,6%), werden noch die Online-Umsätze von buch.ch addiert. So summierte sich der Umsatz für 2010 auf über 125 Mio Franken, womit die Thalia-Aktivitäten erstmals oberhalb der Orell-Füssli-Marke lagen.
Der Umsatzverlust von Orell Füssli (Hugendubel mit 49% beteiligt) für 2010 widerspricht den Ergebnissen im buchreport-Ranking der 50 größten Buchhandlungen, nach dem die Schweizer den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 5,9% steigern konnten. Der Widerspruch erklärt sich wie folgt: Die Umsätze der Schweizer Buchhandlungen werden von buchreport nach dem amtlichen Mittelkurs in Euro umgerechnet – 2010 war der Schweizer Franken fast 10% stärker als in 2009.
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