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Fliehkraft und große Pläne

Auch wenn beim Volltextsuche-Vorhaben „libreka!“ noch nicht alles rund läuft, entwickelt es weiterhin eine erstaunliche Fliehkraft: Nachdem es im vergangenen Jahr eine Reihe personeller Wechsel an den Schaltstellen des Projekts gegeben hat (buchreport berichtete), geht jetzt der technische Dienstleister hgv publishing services von Bord: Statt der Holtzbrinck-Tochter arbeitet künftig das Bureau van Dijk Electronic Publishing (BvDEP) an dem Vorhaben der Börsenvereins-Tochter Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH (MVB).

„Wir bedauern sehr, dass nach einem erfolgreichen Start mit erheblichen Investitionen unsererseits die Zusammenarbeit für uns aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr sinnvoll ist“, gibt hgv-Geschäftsführer Johann Kempe säuerlich zu Protokoll. Bei Dienstleister und Auftraggeber habe es unterschiedliche Vorstellungen über die weitere Entwicklung von „libreka!“ gegeben, erklärt MVB-Geschäftsführer Ronald Schild (Foto) gegenüber buchreport.

Eine genauere Erläuterung, an welchen Punkten die weitere Zusammenarbeit gehakt hat, gibt’s von den Ex-Partnern nicht. „Das wollen wir nicht in die Öffentlichkeit tragen, weil es dabei teilweise um Betriebsgeheimnisse von hvg geht“, begründet Schild.

Kritik am „intransparenten Verfahren“

In der Branche lässt der überraschende Wechsel manche Augenbraue hochgehen. Frithjof Klepp vom Wettbewerber ocelot bücher digital bemängelt zum Beispiel, dass es vor der Auftragsvergabe an BvDEP keine erneute Ausschreibung gegeben hat. „Für ein Branchenprojekt ist das ein erstaunlich intransparentes Verfahren“, rügt der Online-Publisher.

Überhaupt lasse die bisherige Entwicklung der Volltextsuche-Plattform Wünsche offen, meint Klepp: „Wir stehen dem Projekt immer noch sehr positiv gegenüber, aber es ist schon merkwürdig, dass viele grundlegende Fragen auch drei Jahre nach dem Start immer noch nicht geklärt sind.“

Dem Vorwurf der Intransparenz begegnet MVB-Mann Schild mit dem Hinweis auf die erste Ausschreibung, bei der der jetzige Ex-Partner hvg das Rennen gemacht hatte: Damals sei BvDEP bereits als Bewerber aufgetreten „und in der engsten Wahl gewesen“.

Unberührt von den Problemen der Realisierung verkündet der Geschäftsführer weitere Pläne: Rund 90 000 Titel habe „libreka!“ bereits von Verlagen zur Verfügung gestellt bekommen. Zur Leipziger Buchmesse ist die Zahl der verfügbaren Titel „sprunghaft“ auf 16000 angestiegen. „Technisch sind wir jetzt so aufgestellt, dass monatlich bis zu 10000 weitere Titel auf ,libreka!‘ hinzukommen können“, erklärt Schild.

Kein E-Commerce auf eigene Rechnung

Noch in diesem Jahr sollen neben einem privilegierten Zugang für Buchhändler auch E-Commerce-Angebote eingerichtet werden, um „libreka!“ zum „universellen Marketing- und Vertriebsinstrument“ auszubauen. Laut einem „E-Commerce-Dossier“, das die MVB in dieser Woche vorgestellt hat, soll
sowohl der Internet-Verkauf gedruckter Bücher als auch der Vertrieb digitaler E-Books via „libreka!“ möglich sein.

Als Händler auf eigene Rechnung werde „libreka!“ dabei aber keinesfalls auftreten, betont Schild. Stattdessen soll der Bestellvorgang so gestaltet werden, dass der Kunde sich dabei einen Buchhändler seiner Wahl aussuchen muss, über den dann die Auslieferung des gedruckten Buchs oder die Distribution als E-Book erfolgt.

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