Mörderischer Konditionendruck, knallhart ausgespielte Marktmacht der Handelsriesen, ein Konsensgedanke, der nur noch in Festtagsreden beschworen wird: Die rasant gewachsene Marktmacht der großen Filialisten hat die Branche aus der Balance gebracht. Verlage, die abseits des Mainstreams für literarischen Facettenreichtum sorgen, haben es immer schwerer, mit ihren Büchern flächendeckend zum Kunden zu kommen. Die Mayersche will mit dem „Independent Day“ gegensteuern (hier der Bericht). Dahinter steckt kein Altruismus, sondern wohlverstandener Eigennutz. Denn in einer Zeit, in der in jeder Großbuchhandlung stapelweise austauschbare Massenware liegt, macht eine breite Themen- und Titelklaviatur den Unterschied.
Während die Mayersche in Deutschland als Einzelakteur in größerem Stil mit unabhängigen Verlagen flirtet, wird ausgerechnet im preisbindungsfreien Großbritannien branchenübergreifend für die Sache der „Indies“ ins Horn gestoßen. Auf der Insel rüstet sich der Buchhandel für die erste Independent Booksellers Week, die vom 1. bis 8. Juli stattfinden soll. Das Besondere: Die landesweite Werbewoche wird vom Verband Booksellers Association (BA) im Schulterschluss mit den Zwischenbuchhändlern Bertrams/THE und Gardners gestemmt. Mit im Boot sitzen sogar große Publikumsverlage. Akzente setzt auch die Independent Alliance, die vom Faber-Chef Stephen Page und sieben Verlegerkollegen aus der Taufe gehoben wurde. Mit messbarem Erfolg. Für die im Verbund auftretenden Partner räumen heute auch Großbuchhändler bereitwillig Regalmeter frei. Fazit: Im Königreich werden konzertierte Aktionen für den Erhalt der Vielfalt vorexerziert. Hierzulande herrschen Heterogenität, Einzelkampf und Larmoyanz.
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