In der Haut von Michael Busch mag aktuell kaum einer gern stecken. Am Dienstag stufte die Deutsche Bank die Douglas-Aktie explizit mit Verweis auf die Probleme bei Thalia herab; Tags darauf folgten bescheidene Zahlen für die ersten drei Quartale des Geschäftsjahrs, mit deutlichen Gewinneinbrüchen. Was Busch jedoch vor möglicher Kritik auch aus Konzern-Reihen schützt: Unter ihrer Flächen-Hybris mit anschließenden Produktivitätsproblemen leiden auch die Wettbewerber wie Hugendubel, die jetzt ebenfalls die Megastores zurückbauen müssen. Und: Busch tritt mutig die Flucht nach vorn an.
Die Übernahme der E-Book-Experten von textunes ist die konsequente Fortführung einer Strategie, die Thalia 2010 mit der Einführung seines Oyo-Readers eingefädelt hat. Im nächsten Schritt wollen die Hagener mit Berliner Hilfe auf iPad und Co. reüssieren. Bei allen Schwächen (die Thalia-App sollte schon vor Monaten erscheinen, und die Resonanz auf den Reader ist bei den Nutzern gemischt) – die Douglas-Tochter bewegt sich, statt nur alte Geschäftsmodelle zu verteidigen. Und rüstet sich für eine Zukunft, in der das stationäre Geschäft unausweichlich eine immer kleinere Rolle spielen wird. Allein der Vergleich, wie Thalia und andere Filialisten ihre E-Reader im Sortiment platzieren, zeigt, dass Busch die digitale Mission ernster nimmt als viele Mitstreiter. Die von der GfK erhobenen Marktanteile belegen den bisherigen Erfolg.
Ob Buschs digitale Flucht nach vorn zu einem rettenden Ufer führt und die Einbußen im stationären Handel kompensieren kann, bleibt aber offen. Den Ton auf dem E-Book-Markt geben heute und morgen nicht etablierte Bücherhäuser, sondern Amazon und Co. an. Doch Thalia hat zumindest die besseren Karten, die „Nook“-Erfolgsgeschichte von Barnes & Noble hierzulande zu wiederholen.
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