Die Unwetter in weiten Teilen Deutschlands haben auch in zahlreichen Buchhandlungen zu Zerstörungen geführt. Klar ist derzeit nur: Das Ausmaß ist noch nicht abzusehen. Besonders in südlichen Teilen NRWs kam es zu Überflutungen von Geschäften wie bei der Buchhandlung Mütters in Bad Münstereifel, die eine Crowdfunding-Kampagne gestartet hat, bei Oelrich & Drescher in Eschweiler, deren Schadenswert nach eigenen Angaben bei etwa 50.000 Euro für die Einrichtung und 50.000 Euro für die Ware liegt, aber auch bei der Buchhandlung am Ahrtor im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr. Beim Landesverband Bayern liegen bislang noch keine Meldungen vor.
Große Unterstützung und Solidarität habe es bei den Aufräumarbeiten von Kunden, Bekannten, Ortsfremden und einem Restaurant mittels kostenloser Suppe gegeben, berichtet etwa Buchhändler Martin Schwoll. Seine Buchhandlung Backhaus in Nettersheim musste nach dem Hochwasser vollständig geräumt werden. Zusammen mit der Gemeinde wird derzeit nach einer Not-Location in Form eines Zeltes oder Weihnachtsstandes gesucht und geprüft, ob die bisherigen Räumlichkeiten mit „Baustellenflair“ bespielt werden können. Auch ein neuer Standort wäre langfristig denkbar. Schwoll will so schnell wie möglich wieder Buchbestellungen aufnehmen, „auch als Zeichen des Mutes für den Ort“. Die Schadenssumme liege im mittleren fünfstelligen Bereich, Backhaus verfügt glücklicherweise über eine Elementarversicherung. Ein Lichtblick ist zudem die schon länger geplante Neueröffnung der dann sechsten Filiale in Aachen-Haaren (70 qm).
Lieferketten nur wenig beeinträchtigt
Die Beeinträchtigungen bei der Belieferung hielten sich bisher in Grenzen, berichten die Logistiker Zeitfracht, Libri und Umbreit. Bei Zeitfracht sind 18 Buchhandlungen betroffen, mit denen man im engen Austausch stehe, Lieferstopps gab es nur kurzfristig. Zeitfracht hat einen Soforthilfe-Betrag von insgesamt 50.000 Euro zugesagt. Neue Ablageplätze oder Zwischenlagerungen an Umschlagplätzen hat Libri zwischenzeitlich genutzt. „Wenige können gar nicht angefahren werden. Hinzu kommen aber noch weitere Buchhandlungen, die von Wasserschäden, fehlendem Strom oder gestörtem Telefonnetz betroffen sind.“ In direktem Kontakt bietet Libri betroffenen Buchhandlungen individuelle Unterstützung an. Umbreit hat an das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels gespendet und setzt zudem ebenfalls auf individuelle Unterstützung. Aber: „Unsere Lieferkette ist bisher weniger beeinträchtigt, als dies zu befürchten war.“
Auch Zeitfracht und Bonnier helfen Buchhandlungen nach Flutkatastrophe
Unterstützung in vielfältiger Form
Die Landesverbände des Börsenvereins und das Sozialwerk bieten betroffenen Unternehmen Unterstützung an. Empfohlen wird, Schäden mit Fotos zu dokumentieren und umgehend Schadensmeldungen bei der Versicherung einzureichen. Die Spendenbereitschaft ist groß, viele Verlage haben sich gemeldet – die Bonnier-Gruppe leistet z.B. eine Spende von 100.000 Euro. Auch viele Einzelaktionen prägen das Bild:
- Die Verbundgruppe LG Buch hat Mitgliedern Hilfe zugesagt.
- Die Buchhandlung Reuffel in Montabaur hat Lese-Taschen für betroffene Kinder gepackt.
- Die Verlage Tessloff und Ulmer bieten kostenlose Buchpakete an.
- Auch kleine Verlage setzen sich ein: Der Main Verlag spendet die Erlöse einer Anthologie, Kraterleuchten bietet „Neustarter-Pakete“ an.
Eine „Hochwasser-Soforthilfe“ des Bundes soll noch im Juli auf den Weg gebracht werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat für betroffene Unternehmen eine Pauschale von bis zu 10.000 Euro vorgeschlagen.
Spendenkonto
Spenden sind über das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels über das folgende Konto möglich:
Stichwort „Hochwasser 2021”
Postbank:
IBAN: DE51 5001 0060 0078 1186 01
BIC: PBNKDEFF
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