Teut Weidemann meint, dass der Buchhandel viel mehr Computerspiele als bisher verkaufen könnte. Bislang wurden die Buchhändler in diesem Bereich falsch beraten, so der Computerspielexperte.
Kann der Buchhandel vom Wachstum des Computerspielemarkts profitieren?
Die Kunden des Buchhandels und der Computerspielebranche sind teilweise identisch. Ich sehe hier für die Buchhändler ein sehr großes Potenzial, Gelegenheitsspieler anzusprechen, die von der Spielebranche derzeit schwer zu erreichen sind. Jedoch muss die Sortimentsauswahl bei den Spielen an deren Bedürfnisse angepasst werden. Das setzt fachliche Kompetenz voraus, die sich der Handel erarbeiten muss.
Warum hat sich das Computerspiel bisher nicht als fester Teil des Buchhandelssortiments durchgesetzt?
Der Buchhandel hat anfangs Fehler in der Sortimentsauswahl gemacht oder wurde falsch beraten. Die Spiele, die er ins Sortiment aufnehmen sollte, sind diejenigen, die die Gelegenheitsspieler, sogenannte Casual Gamer, ansprechen, und nicht die „Hardcore“-Spieler, denn die haben fast alle ihre festen Bezugsquellen.
Braucht der Buchhändler bestimmte Qualifikationen oder Fähigkeiten, um erfolgreich Computerspiele verkaufen zu können?
Zum Verkaufen braucht er die nicht wirklich, aber im Service sind bestimmte Qualitäten gefragt. Den Support sollte der Hersteller übernehmen und ihn stark auf den Gelegenheitsspieler abstimmen.
Wie entwickelt sich aus Ihrer Sicht die Wechselwirkung zwischen den Medien Computerspiel und Buch?
Die Spiele erschaffen immer größere Welten, die eigentlich nur durch das Medium Buch vertieft werden können. Dies ist schon erfolgreich getan worden, jedoch funktioniert das derzeit nur für echte Spiele-Hits. Es wird immer öfter passieren, dass Spiele in allen Medien erscheinen, zum Beispiel Buch, TV, Film oder Handy. Dabei ist es wichtig, dass der Kunde diese Artikel nicht bei verschiedenen Händlern kaufen muss. Warum sollte er also nicht neben den „Herr der Ringe“-Büchern auch die DVD und das Computerspiel dazu finden können?
Steht die Buchbranche der Welt der Computerspiele generell zu skeptisch gegenüber?
Ich glaube, dass hier eine alteingesessene erfolgreiche Buchbranche auf ein neues Medium trifft, das sie erst verinnerlichen muss. Die Spielebranche ist sehr schnelllebig. Nach drei Monaten oder weniger ist ein Spiel schon veraltet, es sei denn, es ist eines der seltenen Ausnahmen. In der Buchbranche kann ein gutes Buch selbst nach Jahren noch verkauft werden.
Die Fragen stellte Ingo Schiweck
Zur Person: Teut Weidemann
ist einer der dienstältesten Spieleproducer Deutschlands. Seine Karriere führte ihn von Softbow/Rainbow Arts über Firmen wie Apple und Microsoft bis zu seiner eigenen Firmengründung, Wings Simulations. Seit Mitte 2006 ist er als Unternehmensberater im Bereich Online-Entertainment tätig.
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