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Nele-Neuhaus-Test: Folienlos funktioniert, aber…

„Muttertag“ in der Buchhandelsauslage: Für die Kunden gibt es ein aufwendiges Erklärsiegel, das aber nicht zur Regel werden soll. Bonnier-Deutschland-Chef Christian Schumacher-Gebler hat angekündigt, dass bei positiver Erfahrung ohne Folie im Frühjahr in der gesamten Gruppe weitläufig auf Folie verzichtet werden soll. (Foto: buchreport/TW)

Zur Buchmesse hat Bonnier der Plastikhülle den Kampf angesagt: Der neue Krimi „Muttertag“ von Ullstein-Bestsellerschreiberin Nele Neuhaus werde ohne Einschweißfolie in den Handel kommen. Die Autorin und Bonnier Deutschland-CEO Christian Schumacher-Gebler hatten das ausführlich im buchreport-Interview mit Umweltschutz begründet: „Sind wir bereit, auf Plastik zu verzichten?“

In einer ersten buchreport-Umfrage gab es bereits aus der Branche viel Zustimmung, wenn auch nicht ohne Bedenken: „Gute Idee, aber erst einmal testen“, lautete das Zwischenfazit. Seit 19. November wird getestet und der Daumen geht hoch:

  • Am Erstverkaufstag wurde das Buch gleich fünfstellig verkauft.
  • „Muttertag“ führt die SPIEGEL-Bestsellerliste an (Stand: im „SPIEGEL“ 1.12.2018).
  • Folienfrei soll zur Regel werden, sagen in der aktuellen buchreport-Umfrage 85% der Buchhändler, davon 48% mit Nachdruck („unbedingt“) und 37% haben etwas vorsichtiger „Ja, mit Augenmaß“ angekreuzt.
  • 12% lehnen allerdings die folienlose Auslieferung ab oder wollen sie nur als Ausnahme akzeptieren.

In den Kommentaren zur Umfrage gibt es neben zahlreicher Zustimmung („Das ist schon seit längerem fällig…“, „Kundenresonanz sehr gut“), die Forderung „Hier müssen ganz klar die anderen Verlage mitziehen“ und auch das von Ullstein eingesetzte Siegel solle wegfallen (was Bonnier allerdings sowieso plant, nicht zuletzt aus Kostengründen). 

»Umschläge lauwarm gebügelt«

Kritisiert werden die Beschädigungen und der damit verbundene Aufwand (Auszüge):

  • Ein beschmutzter Schnitt führt zur Wertminderung. Je nach Alter des Buches und Transportkette (KNV kleidet seine Transportwannen nicht mehr aus – so poltern Bücher fröhlich durcheinander) wird es dann kaum möglich sein, ein einwandfreies Exemplar an den Kunden zu bringen. Das wird mit absoluter Sicherheit zu großer Unmut beim Kunden führen und die Remi-Quote erhöhen. Ob das dann ökologischer ist, ist stark anzuzweifeln.
  • Eine schlechte Lösung, da Papier-Schutzumschlag, welcher bei nicht einem Buch unbeschädigt in unseren Booxpress-Kisten geliefert wurde, daher viele Remi, was die Umwelt noch mehr belastet.
  • Das muss zwar kommuniziert werden, und die Verlage müssen sich (wieder) angewöhnen, ein paar Umschläge zusätzlich produzieren zu lassen, weil bei der Lieferung schon die ein oder andere Macke entsteht (gerade bei der katastrophalen Verpackerei von KNV), aber in Summe ist das gut zu vermitteln.
  • Als Händler bin ich Dienstleister, und die Kunden wünschen eingeschweißte Bücher. Was Kunden ganz und gar nicht wollen, ist bevormundet werden. Das passiert gerade durch Frau Neuhaus, diverse Verlage und kurzsichtige Buchhändler. Auch in puncto Warenpflege sind die eingeschweißten Bücher von Vorteil. Der Staub und Schmutz in einer Buchhandlung sind erheblich. Als Alternative könnte ich mir ein nicht aus Plastik bestehendes Einschweiß-Material vorstellen. Es gibt viele natürliche Rohstoffe.
  • Ich bin auch der Meinung, dass es zu viele eingeschweißte Bücher gibt, aber Bücher mit Schutzumschlag sollten eingeschweißt bleiben. Ein paar Abstriche muss man machen, ich hatte bei den Nele Neuhaus-Büchern 2 beschädigte Umschläge!
  • Kontraproduktiv: Früher konnte man bei den Verlagen Ersatz für eingerissene Schutzumschläge bekommen. Wollen wir das wirklich wieder?
  • Die ersten 6 Bücher habe ich nach dem Auspacken wegen beschädigter Schutzumschläge remittieren müssen. Ärgerlich!
  • Ich bin skeptisch. Einige Schutzumschläge kommen bereits beschädigt bei uns an und mir graut vor den Umtauschen. Gute Grundidee, es ist ein Anfang, aber noch nicht ausgefeilt.
  • Ich sehe es kritisch, da viele Kunden zwar auf Plastiktüten verzichten, aber ein Hardcoverbuch pingelig prüfen.Wenn das Buch mehrere Wochen im Regal steht, ist es schwierig staubfrei zu halten.
  • Die Idee ist toll, die Durchführung ließ in diesem Falle zu wünschen übrig. Bei der Hälfte der angelieferten Exemplare waren die Umschläge an den oberen und unteren Buchschnitten  so verknickt oder anderweitig angemackt, dass wir Mühe haben würden, sie so zu verkaufen. Wir haben die Umschläge vorsichtig lauwarm gebügelt, danach ging es optisch einigermaßen. Aber das können wir nun wirklich nur ganz ausnahmsweise mal machen…

 

Umfrage im Buchhandel

buchreport hat vom 26. bis 28. November eine Umfrage durchgeführt, an der sich auf E-Mail-Anforderung 314 Buchhandlungen beteiligt haben. Die Teilnehmer setzen sich so zusammen:

  • 61% sind kleinere Buchhandlungen mit bis zu 500.000 Euro Jahresumsatz
  • 23% setzen 0,5 bis 1 Mio Euro um
  • 9% bewegen sich in der Umsatzklasse ab 1 Mio Euro

7% machten zur Unternehmensgröße keine Angaben.

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