Es war ein Eindruck, wie ihn die Buchhändler in den Einkaufsstraßen beklagen: Eine rückläufige Besucherfrequenz. An den Fachbesucher-Tagen war in den Frankfurter Messehallen weniger los. Das hat auch die Frankfurter Buchmesse in ihrem Abschluss-Kommuniqué bestätigt und einen „leichten Rückgang von 1,8% an den Fachbesuchertagen“ gemeldet. Dafür habe es ein Besucherplus von 0,8% am Messewochenende gegeben. Der Hinweis, die Zahl der Fachbesucher aus dem Ausland sei deutlich gestiegen, bedeutet im Gegenschluss, dass sich vor allem die einheimische Branche rar gemacht hat.
Insgesamt gibt die Frankfurter Buchmesse folgende Statistik bekannt:
- 285.024 (2017: 286.425) Besucher bedeuten einen Rückgang von 0,5% gegenüber dem Vorjahr.
- Bei den Ausstellern wurden 7503 Aussteller aus 109 Ländern gezählt.
- Das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) ist mit 528 gebuchten Tischen (2017: 500 Tische), 795 Agenten (788) und 337 Agenturen (321) aus 31 Ländern erneut gewachsen.
Messe-Direktor Juergen Boos und Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller akzentuieren die politische Strahlkraft der Buchmesse: „Wir beobachten ein erkennbar wachsendes Bedürfnis an politischer Teilhabe. Gespräche über die Bedeutung der Menschenrechte, Flucht und Migration, Populismus und zivilgesellschaftliches Engagement prägten das Messegeschehen“ (Boos). Riethmüller sah die 70. Frankfurter Buchmesse „am Puls der Zeit“. Die Buchbranche habe deutlich Flagge gezeigt für Menschenrechte, für Freiheit, Vielfalt und Respekt.“
Dazu gehört die Kampagne „On The Same Page“, die von Buchmesse und Börsenverein in Kooperation mit Arte/ZDF und DER SPIEGEL sowie mit Unterstützung der Vereinten Nationen und von Amnesty International durchgeführt wurde.
Zum Schlusstag der Buchmesse waren die deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann und der deutsche Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. In der Begründung des Stiftungsrates heißt es unter anderem, das Forscherpaar habe mit wissenschaftlich fundierten Studien engagiert die immer wieder neu virulenten Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur aufgegriffen und Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation geleistet. Der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann habe durch sein umfangreiches wissenschaftliches Werk internationale Debatten um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten unserer Zeit angestoßen. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leiste er einen „unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute“.
In ihrer Dankesrede stellten das Paar die Bedeutung von Meinungsvielfalt in einer demokratischen Gesellschaft heraus, zeigten aber auch auf, wann Austausch an Grenzen stößt: „Es muss unstrittige Überzeugungen und einen Grundkonsens geben wie die Verfassung, die Gewaltenteilung, die Unabhängigkeit des Rechts und die Menschenrechte. Nicht jede Gegenstimme verdient Respekt. Sie verliert diesen Respekt, wenn sie darauf zielt, die Grundlagen für Meinungsvielfalt zu untergraben. Demokratie lebt nicht vom Streit, sondern vom Argument. Pöbeleien oder gar eine Eskalation polarisierender Symbole wie in Chemnitz führen in einen Zustand allgemeiner Verwirrung, legen die Demokratie lahm und machen sie betriebsunfähig für wichtige Aufgaben.“
Wenn man für normale Fachbesucher den Zugangspreis so exorbitant anhebt, muss man sich nicht wundern. Knapp 140 Euro für eine Dauerkarte, warum?
Werner Löcher-Lawrence