Die Frankfurter Buchmesse zieht eine erste Bilanz: Angesichts der weltweit geltenden Reisebeschränkungen habe die Resonanz die Erwartungen „weit übertroffen“, freut sich Messedirektor Juergen Boos.
Die Kennzahlen im Überblick:
- Insgesamt kamen in diesem Jahr rund 73.500 Besucher auf das Messegelände, davon 36.000 Fachbesucher aus 105 Ländern. Zum Vergleich: Bei der letzten „normalen“ Ausgabe der Messe vor der Pandemie waren es 144.572.
- Die 37.500 Privatbesucher kamen aus 85 Ländern (2019 waren es 157.695).
- Insgesamt 2013 Unternehmen aus 80 Ländern präsentierten sich in den Hallen, im LitAg, an den neuen Workstations oder als digitale Aussteller im Netz.
- 2.500 Medienvertreter aus 39 Ländern waren für die diesjährige Frankfurter Buchmesse akkreditiert.
Boos bewertet die Resonanz positiv: Der Zuspruch habe gezeigt, „wie resilient und kreativ unsere Branche ist“. Viele Aussteller und Fachbesucher hätten sich sich sehr zufrieden über die Qualität der Gespräche geäußert, so Boos weiter.
Auch das digitale Konzept habe funktioniert:
- Vom Dienstag, 19. Oktober, bis Sonntag, 24. Oktober, nutzten 130.000 Personen die Angebote auf buchmesse.de.
- Der Livestream zum digitalen Fachprogramm “Frankfurt Studio: Inside Publishing” (27 Sessions) wurde allein auf der Website der Frankfurter Buchmesse über 15.500-mal in 97 Ländern eingeschaltet.
- Das deutschsprachige Live-Programm für das Privatpublikum im “Frankfurt Studio Festival” in Kooperation mit Buchjournal (34 Sessions) wurde bis zum Sonntagmittag bereits über 5.200-mal eingeschaltet.
- Die ARD-Buchmessenbühne zeigte 46 Stunden Programm im Livestream und das Frankfurt Studio sendete 44,5 Stunden.
- Zusätzlich konnte ein Großteil des Live-Programms beider Livestreams auch über Facebook und YouTube verfolgt werden.
- Die Inhalte stehen im November auf buchmesse.de in einer Mediathek zur Verfügung.
„Unterstützt durch ein breites digitales Angebot hat das Buch eine weithin sichtbare Bühne bekommen“, findet auch Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins. Die Branche gehe gestärkt aus der Pandemie hervor und habe die Messetage für die persönliche Begegnung, den Austausch über wichtige Branchenthemen und den Ausbau von Geschäftskontakten genutzt: „In aufgewühlten Zeiten standen auch wichtige gesellschaftliche Themen auf der Agenda. Dabei hat sich auch gezeigt, dass es gesellschaftliche Debatten gibt, die wir intensiv weiterführen müssen und werden – so etwa die zur Bekämpfung von Rassismus oder die zum Umgang mit extremen politischen Positionen in unserer Gesellschaft und auf Buchmessen.“
Debatte über Meinungsfreiheit
In ihrer Bilanz nennt die Frankfurter Buchmesse über 100 Veranstaltungen zu Themen wie Anti-Rassismus und Anti-Diskriminierung, Gendern und Meinungsfreiheit. Die Veranstalter gehen dabei auch noch einmal auf den Boykottaufruf der Autorin Jasmina Kuhnke ein und weisen darauf hin, dass sich die Politikerin Aminata Touré und Managerin Janina Kugel entschieden hätten, ihre geplanten Auftritte trotz des Boykottaufrufs im Netz wahrzunehmen und die Messe für sich und ihre Positionen zu nutzen.
„Wir bedauern zutiefst, dass Autorinnen und Autoren ihren Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse abgesagt haben. Wir haben mit unseren Partnern ein umfangreiches diverses Programm zusammengestellt, um viele Perspektiven aufzuzeigen“, heißt es in dem Statement der Organisatoren. Die Stimmen dieser Autoren hätten gefehlt. „Mit ihrer Anwesenheit hätten sie ein Zeichen gesetzt, so wie das in der Vergangenheit zum Beispiel Salman Rushdie oder Chimamanda Ngozi Adichie getan haben und in diesem Jahr unsere diesjährige Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga oder deren Laudatorin Auma Obama, und viele andere“, sagte Boos.
Er verteidigte aber auch noch einmal die Position der Messe: „Internationale Buchmessen leben von der Vielfalt der Meinungen und Inhalte sowie vom Austausch auf Augenhöhe. Inzwischen gibt es regelmäßig die Forderung nach Zensur und Ausschluss bestimmter Inhalte und Unternehmen – so auch in diesem Jahr. Für die Buchmesse gelten seit jeher zwei Grundsätze: Die Meinungsfreiheit darf nicht über die vom Staat gezogenen Grenzen hinaus eingeschränkt werden – das heißt für die Zulassung von Ausstellern in dubio pro libertate, und die Sicherheit der Teilnehmer und Teilnehmerinnen muss jederzeit maximal gewährleistet werden, so dass jede und jeder Einzelne sich frei und sicher fühlen kann, die Messe zu besuchen. Als Veranstalter der größten internationalen Buchmesse verwahren wir uns mit aller Schärfe gegen die Instrumentalisierung unserer Veranstaltungen. Die Freiheit des Wortes ist für uns nicht verhandelbar.“
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