Über 20.000 Buchbesprechungen werden jährlich von deutschen Tages- und Wochenzeitungen sowie Publikumszeitschriften veröffentlicht. Zu dieser Hochrechnung kommt buchreport nach einer neunwöchigen Erhebung von Buchreflexen in 14 Print-Periodika. Untersucht worden ist u.a. die überregionale Qualitätspresse mit „FAZ“, „Süddeutsche“ und „Welt“, einige Regional- und Boulevardzeitungen sowie Wochenblätter und drei Magazine (u.a. „Spiegel“ und „Brigitte“).
Dass selbst in dieser prominent besetzten, aber überschaubaren Stichprobe aus der deutschen Presselandschaft über 1500 Rezensionen und Autorenporträtsveröffentlicht wurden, zeigt, wie ausführlich und intensiv der deutsche Buchmarkt von den Print-Periodika beackert wird, ohne dass dem ein besonderes Volumen geschalteter Buchanzeigen gegenübersteht.
„Ich kenne kein Land oder einen Sprachraum, in dem von den Medien so intensiv, kompetent und unabhängig über Bücher berichtet wird wie im deutschsprachigen Raum“, charakterisiert denn auch Martin Spieles, der die Kommunikation der S. Fischer Verlage leitet, stellvertretend für die rührigen Presseabteilungen deutschsprachiger Verlage die hiesige Rezensionswelt. Die Verlagspresseleute bearbeiten ihre Klientel mit Redaktionsbesuchen und nicht selten mehreren Hundert Vorabexemplaren.
Suhrkamp ist des Hochfeuilletons Liebling
Fischer-Kommunikator Spieles hat allerding auch gut loben: Die Frankfurter Verlage S. Fischer und Suhrkamp lieferten in der buchreport-Stichprobe den meisten Stoff für Buchreflexe in den Tages- und Wochentiteln; im Hochfeuilleton ist Suhrkamp durchgehend der Favorit der Rezensenten. Gleichwohl ist die Bandbreite der von der Presse wahrgenommenen Verlage enorm: Insgesamt sind im Untersuchungszeitraum sage und schreibe Bücher von 348 Verlagsmarken besprochen worden oder haben ein Autorenporträt ausgelöst.
Dass die Alltags-Wahrnehmung des breiten Rezensionsspektrums eine andere sein kann, zeigt aktuell ein prominentes Beispiel: Der Schriftsteller Daniel Kehlmann hatte sich am vorvergangenen Sonntag in seiner Grundsatzkritik des Deutschen Buchpreises dazu verstiegen, es sei ein „offenes Geheimnis, dass Bücher, die nicht auf der sogenannten Longlist stehen, kaum noch rezensiert werden“. Allein die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, die Kehlmanns Klage abgedruckt hat, hat zusammen mit ihrer werktäglichen Schwester „FAZ“ in zwei Monaten immerhin gut 400 Buchprojekte abgearbeitet…
„Shortlist“-Impuls noch ohne Breitenwirkung
Bei der Gelegenheit: Die kürzlich publizierte „Shortlist“ des Deutschen Buchpreises hat mit Ausnahme des Einstiegs des soeben erschienenen Romans „Der Turm“ von Uwe Tellkamp in die „Spiegel“-Bestsellerliste bei den Verkäufen der übrigen fünf Auswahltitel noch keine größeren Ausschläge gezeigt.
Ranking der meistrezensierten Verlagsmarken (in Klammern die Zahl der Rezensionen und Umfang der Rezensionen in qcm)
1. S. Fischer (77, 22260)
2. Suhrkamp (70, 28940)
3. Beck (45, 14810)
4. Rowohlt (43, 13340)
5. Berlin Verlag (39, 18950)
6. dtv (38, 6620)
7. Hanser (36, 10790)
8. Diogenes (31, 5760)
9. Kiepenheuer & Witsch (30, 8020)
10. Eichborn (25, 5140)
Analysiert wurden 14 Print-Medien im Zeitraum von 2 Monaten.
Die ausführlichen Befunde sind im aktuellen buchreport.magazin Oktober (hier das Inhaltsverzeichnis) nachzulesen.
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