Bruno Racine (re.) ist neuer Chef von Europas Online-Bibliothek „Europeana“. Der Chef der französischen Nationalbibliothek übernimmt das Amt von Elisabeth Niggemann (li.), Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek.
Die Deutsche stand seit 2007 an der Spitze der Europeana. Racine übernimmt das Amt (das er neben seiner Arbeit in Paris bekleidet) in einer kritischen Phase, da der Druck auf das EU-Portal wächst, sich im Wettbewerb mit Digitalisierungsprojekten wie Google Books zu behaupten. So forderte die Europäische Kommission in der vergangenen Woche die EU-Staaten auf, ihr kulturelles Erbe schneller zu digitalisieren und über Europeana zugänglich machen (buchreport.de berichtete).
Die Mitgliedsstaaten müssten besser zusammenzuarbeiten. „Europa verfügt wahrscheinlich über das reichhaltigste kulturelle Erbe der Welt und kann es sich nicht leisten, die der Digitalisierung innewohnenden Chancen verstreichen zu lassen, weil das einem kulturellen Rückschritt gleichkäme“, erklärte die EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, Neelie Kroes. Durch Investitionen in die Digitalisierung entstünden neue Unternehmen und neue Arbeitsplätze.
Ziel: Bis 2015 soll der Datenbestand von heute 19 Mio digitalisierten Kulturgütern auf 30 Mio anwachsen.
Die bisherige Europeana-Chefin Elisabeth Niggemann hatte im Interview mit buchreport.de zuletzt für einen Ausbau der öffentlich-privaten Partnerschaften – bei der Bücherdigitalisierung z.B. mit Google Books & Co. – geworben (hier).
Auch bei der Finanzierung gebe es Lücken, erklärte die Frankfurterin mit ihrem „Ausschuss der Weisen“ (hier). Die Mitgliedstaaten müssten ihre Mittel für die Digitalisierung erheblich aufstocken. Auf 100 Mrd. Euro taxiert das Gremium die Kosten für die komplette Digitalisierung der europäischen Bücher, Fotos, Tonbänder und Archive. Der zu digitalisierende Bücher-Bestand in der EU umfasse 77 Mio. Titel.
Foto: Französische Nationalbibliothek
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