Der Fachinformationsanbieter Wolters Kluwer setzt seit Jahren auf konsequente Digitalisierung und Diversität. Deutschland-CEO Martina Bruder spricht darüber am 25. März beim Online-Talk „Pubiz meets Innovation“ mit Unternehmensberater Ehrhardt Heinold.
Wie schaffen Sie es, den vielfältigen Bedarfen der Digitalisierung nachzukommen?
Das Wichtigste ist Konsequenz in der Strategie. Wir haben uns 2017 grundlegend neu aufgestellt und setzen auf drei Kernstärken, die in der Kombination unseren USP definieren: Unsere traditionsreiche Inhalte-Kompetenz, unsere globale Technologie-Kompetenz und unser profundes Wissen über die Arbeitsweisen unserer Kunden im Rechtsmarkt und der öffentlichen Verwaltung. Unsere Lösungen setzen direkt im Workflow an. Wir haben unsere juristische Recherche Wolters Kluwer Online in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden komplett neu aufgestellt. Dazu gehören neue Content-Formate wie Webinare, aber auch digitale Assistenten, wie etwa der Law Tracker, mit dem man in der juristischen Arbeit direkt aus dem PDF-Dokument in die Recherche einsteigen kann. Damit ist unser Produkt vom reinen Nachschlagewerk zum prozessbegleitenden Tool geworden.
Was haben Sie bisher mit der relativ neuen Abteilung „Content Strategy & Development“ erreicht?
Die Abteilung soll ein Scharnier zwischen dem traditionellen und digitalen Angebot sein und neue Formate entwickeln. Die Webinare sind hier entstanden und besonders in Pandemie-Zeiten extrem erfolgreich. Ein weiteres Beispiel ist der Schmerzensgeldassistent, der den Inhalt unseres Standardwerks für Schmerzensgeld „Jaeger/Luckey“ visualisiert. Über eine Darstellung des menschlichen Körpers können Sie mit einem Mouseover die Lösungen finden. Sie gehen z.B. auf das Schlüsselbein und bekommen alle Informationen, die Sie brauchen. So wird ein traditioneller Inhalt ins Digitale übersetzt, womit sich der Workflow für unsere Nutzer substanziell vereinfacht. Auch das neue Redaktionssystem „Publish One“ ermöglicht Digital First in der Content-Erstellung. Wir aktualisieren unseren Content sobald er aktuell vorliegt. Früher war die Produktion auf das Buch ausgerichtet und erst nach der Aktualisierung des Kommentars im dreijährigen Erscheinungszyklus wurden die Änderungen auch digital umgesetzt.
Gefragt ist umfassendes IT-Know-how, aber das Fachpersonal ist rar. Wo und wie finden Sie die richtigen Leute?
Der Markt und damit potenzielle Mitarbeitende nehmen uns als weltweit tätiges Digital-Unternehmen wahr und nicht als klassischen Verlag. Das hilft. Wir sind sehr gut vernetzt mit der Legal Tech- und der digitalen Szene. Damit geht eine fundamentale Veränderung der Unternehmenskultur einher. Eine wirklich moderne Unternehmenskultur aufzubauen, ist die größte Herausforderung für eine in der Tendenz doch konservative Branche. Es braucht ein konsequentes Employer Branding. Unser neues Gebäude etwa ist von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zertifiziert. Man mag das als Kleinigkeit sehen, aber für heutige Mitarbeiter ist das wichtiger als der Dom-Blick von der schicken Dachterrasse.
Warum ist gerade die Spitze in Fachverlagen weiterhin oft mehrheitlich männlich besetzt?
Ich nehme wahr, dass wir bei Wolters Kluwer in der Branche eine Spitzenposition bei Frauen in Führung einnehmen, zum Beispiel mit unserer Geschäftsführerin Stephanie Walter, aber ich sehe auch viele großartige Kolleginnen wie Birte Hackenjos bei Haufe oder Stefanie Burkmaier, Geschäftsführerin bei Springer Fachmedien. Für junge Talente ist gelebte Vielfalt eine Selbstverständlichkeit. Unzählige Studien belegen, dass Unternehmen umso erfolgreicher sind, je diverser die Führungsteams sind.
Wie erreicht man das?
Frauen in Führung sind bei uns keine Ausnahme. Je selbstverständlicher es wird, Frauen in Führung zu erleben, desto mehr haben wir Vorbilder, damit andere Frauen nachrücken. Frauen in Führung ziehen Frauen nach. Noch wichtiger ist aber, Diversität breiter zu streuen. Wir müssen auch über kulturelle Diversität sprechen, unterschiedliche Ausbildung, Herkunft und Persönlichkeiten.
Die Internationalität unserer Teams zeichnet Wolters Kluwer gegenüber vielen traditionellen Marktteilnehmern in Deutschland aus. Zu einer guten Strategie gehört – man vergisst es oft – ein gutes Wertegerüst. Diversität ist klar in unseren globalen Werten verankert, und als Führungskräfte sind wir darauf verpflichtet und haben entsprechende KPIs, an denen wir gemessen werden. Das finde ich richtig.
Welche Potenziale sehen Sie für Ihren neuen Hauptsitz für die Zeit nach der Corona-Pandemie?
Das neue Gebäude gehört zu unserer Strategie und bietet eine moderne, offene, innovationsorientierte und zukunftsorientierte Arbeitsumgebung, die unseren digitalen und agilen Arbeitsweisen Rechnung trägt. Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie konnten wir das Gebäude noch nicht voll nutzen, aber wir haben schon festgestellt, dass es genau das tut und unterstützt, was wir wollen. Es bringt Menschen zusammen, fördert die Kommunikation, den Austausch und die Kollaboration. Das ist die Grundlage unserer Innovationsfähigkeit. Für die Post-Corona-Arbeitswelt sehen wir daher eine Mischung aus mobiler Arbeit und Arbeit vor Ort vor.
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