In Familien wird Kindern immer weniger vorgelesen: Das ist die zentrale Erkenntnis aus dem Vorlesemonitor 2022, der von der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Deutsche Bahn Stiftung erstmals in neuer Form vorgelegt wurde. Die Analyse zeigt pünktlich zum Bundesweiten Vorlesetag am Freitag die Schwachstellen auf:
- Rund 40% der Eltern lesen ihren 2- bis 8-jährigen Kindern höchstens einmal pro Woche, seltener oder nie vor. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es immerhin nur 32%.
- Mit dem Eintritt ins Schulalter bricht das Vorlesen massiv ein: Nur noch 34% der Eltern lesen Kindern ab 7 Jahren vor. Damit werde der Übergang bis zum Selbstlesen erschwert und frustriere Kinder, heißt es im Bericht.
- Der Vorlesemonitor zeigt wie erwartet auch einen Zusammenhang mit dem Bildungsniveau der Eltern: Formal höhere Bildung bedeutet mehr Vorlesen (63% im Vergleich zu 48% bei formal geringerer Bildung).
- Kinder, denen weniger vorgelesen wird, wenden sich stärker anderen Medien zu (z.B. Youtube, Netflix, Mediatheken).
Aus der Studie leiten die Macher Handlungsempfehlungen ab. Insbesondere sollten demnach Fördermaßnahmen ergriffen werden, um Geschichten und Vorlesematerialien in Familien verfügbar zu machen. Ausdrücklich werden hier auch digitale Angebote genannt, die das klassische Buch ergänzen können. Gefördert werden sollten vor allem auch Kinder in sozial oder bildungsbenachteiligten Elternhäusern. Denn: Wer das Vorlesen als Kind erlebt habe, werde mit höherer Wahrscheinlichkeit auch selbst vorlesen.
Bundesweiter Vorlesetag: Fast 750.000 Teilnehmende setzen Zeichen
Der Vorlesemonitor
Zwischen 2007 und 2021 wurden insgesamt 15 Vorlesestudien mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten erstellt. Ab 2022 werden sie durch den Vorlesemonitor ersetzt, der durch jährlich wiederholte Fragen Kennwerte fortschreiben und damit eine bessere Vergleichbarkeit sichern soll. Für den Vorlesemonitor 2022, der passend zum bundesweiten Vorlesetag am 18. November vorgestellt wurde, wurden Eltern von Kindern im Alter von 1 bis 8 Jahren befragt. Für jede Altersgruppe wurden jeweils rund 100 Eltern repräsentativ ermittelt, insgesamt rund 840 Teilnehmende. Durchgeführt wurden die Befragungen vom Münchner Unternehmen Iconkids & Youth International Research.
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