Die „Leipziger Volkszeitung“ hat mit Monika Osberghaus über den Kinderbuchmarkt gesprochen. Die Leiterin des Klett Kinderbuchverlags registriert „ungute“ Entwicklungen: Einen Trend zu mehr „Prinzessinnen-Büchern“ im Mainstreammarkt und eine politische Korrektheit, die dazu führe, dass Kinderbuch-Klassiker umgeschrieben würden.
Den „harmlosen Glitzerbüchern“ habe sie etwas entgegensetzen wollen, als sie vor zehn Jahren als Redakteurin der „FAZ“ in die Verlagsbranche wechselte: „Puren Realismus – auch schlimme Themen, die Angst machen – aus der Lebenswelt der Kinder.“ Das Konzept sei aufgegangen: „Unsere Bücher fehlten offensichtlich am Markt.“
Osberghaus, die als Buchhändlerin gearbeitet und jahrelang die Kinderbuchseiten der „FAZ“ betreut hatte, kritisiert einen Zeitgeist, der auch vor Eingriffen in Kinderbuch-Klassiker nicht zurückschreckt: „Sie werden oft umgeschrieben, weil sie nicht politisch korrekt sind.“ Offenbar traue man Kindern nicht zu, gewisse Dinge selbst einzuschätzen, verweist sie etwa auf veränderte Bilder bei der „Kleinen Hexe“ von Otfried Preußler, wo als „Negerlein“ bzw. als Türke verkleidete Jungen zu Messerwerfer und Cowboy umgeändert werden. Auch über eine „schleichende Verschlankung“ regt sie sich auf: „Die Figuren werden zurechtdesignt, so dass sie zu den heutigen Wünschen der Erwachsenen an die Kinderwelt passen. Aus der Autorenszene vernehme ich Klagen über Vorgaben der Verlage, wie eine Figur beschaffen sein soll. Früher wurde freier erzählt, ohne Scheuklappen oder Schablonen.“
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