Bleiben sie an Bord? Die Briten stimmen am Donnerstag in einem Referendum darüber ab, ob ihr Land sich von der Europäischen Union (EU) trennen oder Mitglied bleiben soll. Der mögliche „Brexit“ lässt nicht nur die internationalen Finanzmärkte zittern. Das Thema ist auch in Großbritanniens Buchbranche Tagesgespräch.
In einer Umfrage des „Bookseller“ vom April hatten sich 70% der Teilnehmer für den Verbleib in der EU ausgesprochen. Die mögliche Abnabelung von der EU bereitet der Branche große Sorgen. Entwicklungen vor dem Votum:
? Buchhandel: Waterstones-Chef James Daunt hat in einer Mail an die rund 3000 Mitarbeiter des größten britischen Buchfilialisten eindringlich für den Verbleib in der EU geworben, berichtet der „Bookseller“. Er befürchte negative Folgen für den Einzelhandel im Gefolge des zu erwartenden politischen und wirtschaftlichen Vakuums sowie die generelle Verunsicherung der Verbraucher, wie es nach dem Brexit weitergeht. Für Waterstones schließt er Entlassungen und die Rückkehr zum strikten Sparkurs der letzten Jahre nicht aus.
? Verlage: Dass sich die britischen Ableger internationaler Verlagskonzerne
wie Penguin Random House (PRH) und Hachette UK für den Verbleib
ausgesprochen haben, war zu erwarten. Für PRH hat die Vorstandsvorsitzende Gail
Rebuck in einem auf der Bertelsmann-Homepage veröffentlichten Interview
vor den Risiken eines Austritts und der britischen Isolation in einem
zunehmend global operierenden Medienmarkt gewarnt. „Derzeit haben
wir freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt mit 500 Mio Konsumenten
und einem Mitspracherecht, wie dieser Markt funktionieren soll …
Alternative Modelle sind nicht so gut wie das, was wir haben.“
? Brancheninitiativen: 300 Verleger, Buchhändler, Autoren, Schauspieler
und Künstler hatten bereits Ende Mai einen im „Guardian“ und „Daily Telegraph“ veröffentlichten Pro-Europa-Brief unterzeichnet. Kürzlich wurde ein zweiter offener Brief mit 220 Unterschriften, darunter auch viele Übersetzer, verschickt. Darin wurde noch einmal auf die wichtige Rolle Europas für den „kulturellen Austausch“ und die millionenschwere Unterstützung kultureller Projekte durch die EU verwiesen.
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