Fast möchte man spotten: Was haben der Berliner Hauptstadtflughafen BER und die OER, die Open-Educational-Resources-Initiativen gemeinsam? Antwort: Wie so viele ehrgeizige staatliche Projekte sehen sie auf dem Papier besser aus als in Wirklichkeit. Im aktuellen buchreport.spezial Lernen & Wissen, das dem aktuellen buchreport.magazin Februar beiliegt, berichtet der Internationale-Verlegerverbands-Generalsekretär Jens Bammel vom Scheitern groß angelegter Versuche in Norwegen und den USA, an den Bildungsverlagen vorbei die digitale Lernmittelfreiheit zu verwirklichen.
Diese Erfahrungen in anderen Ländern liefern den Verlagen wichtige Argumente, um Politikern die Investition staatlicher Mittel in vergleichbare Initiativen auszureden. Als Signal zur Entwarnung sollten sie nicht missverstanden werden, denn als die langfristig größere Gefahr könnten sich OER-Initiativen wie die gerade gestartete Online-Plattform Schulbuch-o-mat entpuppen, die „von unten“ kommen und auf Schwarmintelligenz statt Staatsknete setzen.
Auch gegenüber solchen Initiativen verweisen die Bildungsverlage zu Recht auf Breite und Qualität ihres Angebots, neben dem sich die Anfänge der Kostenlosangebote mickrig ausnehmen. Aber ähnlich winzig startete einmal die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die von den Lexikonverlagen so lange unterschätzt wurde, bis deren wirtschaftliche Basis zerbröselt war. Natürlich funktioniert der Markt für Bildungsmedien ganz anders. Trotzdem sind die Bildungsverlage gut beraten, die Herausforderung ernst zu nehmen.
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