In der „FAZ“ fordert Ulf Erdmann Ziegler, die Macht der Buchhandelsketten müsse gebrochen werden und empfiehlt den deutschen Verlagen, eine eigene Kette zu gründen. Bis vor wenigen Jahren habe es so ausgesehen, als wäre der deutsche Buchhandel gefährdet, schreibt Erdmann-Ziegler. Jetzt zeige sich, dass die Verlage gefährdet seien. Der Konzernbuchhandel ignoriere nicht nur, ja er bekämpfe geradezu ihre Programme und damit deren Verankerung in der Gesellschaft, das Wissen, die Vielfalt der Arten. Welcher Verlag noch im Sortiment ist, werde kaltblütig erpresst, der Dienste der anderen bediene man sich über die phantastischen deutschen Liefersysteme. Alles werde auf Minimum gefahren, die zeitgenössischen Autoren, die Neuerscheinungen, die Klassiker. In anderen Bereichen gäbe es nur noch Relikte, das, was Medienspekulanten für gängig hielten. Die Forderungen an die Verlage seien längst jenseits von Verstand und Verständnis, jenseits dessen, was der Gesetzgeber zulässt.
„FAZ“ (S. 25)
VERLAGE
„Andere Bibliothek“: Der Publizist Michael Naumann äußert sich im „Spiegel“ über das Ende seines Vertrags als Mitherausgeber der renommierten Reihe des Frankfurter Eichborn Verlags.
„Spiegel“ (S. 122)
AUSLAND
Salon du livre: Zu teuer, zu groß, zu laut: Die Pariser Buchmesse feiere ihren dreißigsten Geburtstag und wisse nicht, wohin die Reise führen soll, so die „FAZ“.
„FAZ“ (S. 26)
Verlagsszene Italien: In Mailand, der italienischen Verlagsmetropole, macht sich Silvio Berlusconis Medienimperium breit. Unabhängige Kleinverlage ziehen mittlerweile Rom als Domizil vor. Die „NZZ“ besucht vier erfolgreiche Kleinverlage.
nzz.ch
BÜCHER & AUTOREN
Airen: Der durch die Hegemann-Affäre bekannt gewordene Blogger will jetzt an seinem Ausdruck feilen.
„SZ“ (S. 14)
Heinz Ludwig Arnold: Es sei noch manches von ihm zu erwarten, nicht zuletzt die Autobiografie, die er anderen, drängenderen Projekten zuliebe noch einmal aufgeschoben habe, gratuliert die „FAZ“ zum 70. Geburtstag. Die „SZ“ bewundert Arnolds „innere Unabhängigkeit“.
„FAZ“ (S. 30), „SZ“ (S. 12)
Herta Müller: Die Literatur-Nobelpreisträgerin hat in Wolfsburg den mit 15.000 Euro dotierten Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur erhalten. Mit der Auszeichnung wird die literarische Auseinandersetzung Müllers mit der rumänischen Diktatur gewürdigt. Die Ehrung stand schon fest, bevor sie den Nobelpreis erhielt.
welt.de
MEDIEN & MÄRKTE
Rupert Murdoch macht ernst, den Gratisangeboten bei seinen Zeitungen im Internet ein Ende zu setzen. Sein Konzern News Corp. hat als erster Zeitungsverlag in Großbritannien angekündigt, bei den Londoner Zeitungen „Times“ und „Sunday Times“ im Internet ab 1. Juni Geld zu verlangen.
„Handelsblatt“ (S. 32), welt.de
„The Independent“: Der Ex-KGB-Agent und Medienunternehmer Alexander Lebedew übernimmt die kriselnde britische Zeitung für einen symbolischen Kaufpreis.
fr-online.de
Musikmarkt: Die Musikfirma BMG Rights Management (Bertelsmann) geht weiter auf Einkaufstour. Die Berliner Firma wird das New Yorker Pattenlabel Cherry Lane Music Publishing mit 66.000 Songs erwerben.
„Handelsblatt“ (S. 27)
Einzelhandel: Sportartikelkonzerne eröffnen weltweit Hunderte von eigenen Verkaufsstellen. Händlerverbünde kritisieren die Strategie, auch Marketingexperten betrachten die Entwicklung kritisch.
„Handelsblatt“ (S. 61)
SZENE
Literaturgeschichte: Internate versprechen umfassende Bildung ohne jede Versuchung. Doch nicht nur die Realität, sondern auch die Literaturgeschichte lehre: Das ist ein grausamer Irrtum. Der „Spiegel“ führt von Hermann Hesses „Unterm Rad“, Charlotte Brontës „Jane Eyre“ bis Robert Musils „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ Leidensorte der Literatur und der Literaten an. Bis heute sei das Internat, die Absonderung als Lebensform, ein Versprechen geblieben, obwohl in der Literatur das Verbrechen, das es am jungen Menschen verübt, ein vorherrschender Topos sei.
„Spiegel“ (S. 134)
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