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Gegenwind vom Campus

In einem offenen Brief an Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin des Börsenvereins und Geschäftsführerin des vom Verband betriebenen  Mediacampus Frankfurt, kritisieren Studenten die Ausrichtung der Nachwuchsschmiede. Das Angebot werde zu stark auf neue Medien ausgerichtet.

Nach Angaben der Initiatoren wurde der Brief, der beim Abschlussfest des 162. Blockes in der Buchhändlerschule Frankfurt-Seckbach am 7. Mai verlesen worden sei, vorab von 91 Schülern unterschrieben – dies entspreche über 90%.

In dem Brief heißt es u.a.:

„Wir sehen in der Buchhändlerschule nicht nur einen Dienstleister. Sie bringt die Zukunft der Branche hervor. Wir fühlen uns mit der Schule verbunden – und wir machen uns Sorgen.

(…) Viele Dozenten, die das Gesicht dieser Schule über Jahrzehnte geprägt haben, sind nicht mehr da oder werden sie in Kürze verlassen – ein großer Verlust für uns alle. Unter denen, die hier nach wie vor einen tollen Job machen, ist eine große Anspannung zu spüren.(…)

Denn die eingeschlagene Richtung scheint sich vom Buch zu entfernen. Teilnehmer von Wochenendseminaren berichten, dass sie  bei der Erwähnung der Buchpreisbindung auf Unkenntnis bei externen Dozenten gestoßen sind.

Im Zusammenhang mit dem neuen Bachelor-Studiengang möchten wir anbringen:
Für uns ist Wirtschaft ein Mittel für den Zweck Buch, und nicht das Buch der zufällige Gegenstand des Wirtschaftens. Wir hoffen, dass das Medium Buch seine zentrale Stellung auf dem mediacampus behält.

Wir sehen die Gefahr, dass der Schwerpunkt zu einseitig auf die Neuen Medien gesetzt wird – es wäre nicht die erste Blase, die platzt. (…)“

Der Brief eine umfangreiche Debatte ausgelöst, u.a. auf literaturcafe.de:

  • Darin wirft die bekanntlich den neuen Medien sehr aufgeschlossene Buchhändlerin Susanne Martin die Frage auf: „Können LehrerInnen, die Jahrzehnte an der Schule tätig waren in dieser Zeit dramatischen Wandels noch adäquat unterrichten? Die Begeisterung für das Buch haben sie sicher – reicht das noch aus?“
  • Die „BücherFrauen“ führen die Unsicherheit der Absolventen auf die allgemeinen Umwälzungen der Branche zurück.
  • Branchenberaterin Dorothea Redeker regt an, „Mantra“ der Branche, mit dem Buch ein besonders schützenswertes und wertgeschätztes Kulturgut zum Handelsgegenstand zu haben, zu reflektieren. Es müsse in der Ausbildung eher um  Inhalte in unterschiedlichen Kontexten, statt um mediale Erscheinungsformen gehen.
  • Wolfgang Tischer, Chef im Literaturcafé, sieht das Problem darin, dass der Börsenverein „ein Club von gestern“ sei.

Kolb-Klausch steht derzeit an mehreren Fronten unter Druck. So kritisieren staatliche Hochschulen mit eigenen Buch-Studienangeboten die neuen Bachelor-Studiengänge an der Steinbeis-Hochschule in Berlin. Hinzu kommt, dass die neue Ausbildungsordnung für Buchhändler, die ab August umgesetzt werden sollte, auf Eis liegt.

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