Nicola Gess, Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel, erhält den Sonderpreis im Rahmen des Programms „Geisteswissenschaften International“ für ihre Studie „Primitives Denken. Wilde, Kinder und Wahnsinnige in der literarischen Moderne (Müller, Musil, Benn, Benjamin)“. Das Buch ist im Wilhelm Fink Verlag erschienen. Neben Gess profitieren im Herbst 2019 insgesamt zwölf geisteswissenschaftliche Werke von einer Übersetzungsförderung. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Fritz Thyssen Stiftung, der Wissenschaftsfonds der VG WORT und das Auswärtige Amt zeichnen zweimal im Jahr hervorragende geistes- und sozialwissenschaftliche Werke aus und finanzieren deren Übersetzung.
Die Jury begründet ihre Entscheidung: „Nicola Gess analysiert in ihrer brillanten Studie die Konjunktur des Primitiven in Literatur, Ästhetik, Psychologie und Ethnologie im frühen 20. Jahrhundert. Sie rekonstruiert drei Erscheinungsformen des Primitiven, den Wilden, den Wahnsinnigen und das Kind – und in diesen drei Formen ein zentrales Alteritäts-Phantasma der Moderne. Gess gelingt es überzeugend, dieses Phantasma zwischen den Disziplinen als Gegenstand der Literaturwissenschaft zu etablieren.“
Die Übersetzung aller ausgezeichneter Werke wird mit der Summe von insgesamt 170.000 Euro finanziert. Ziel der Auszeichnung ist die stärkere internationale Verbreitung deutscher Forschungsergebnisse in den Sozial- und Geisteswissenschaften und die globale Vernetzung deutscher Wissenschaft. Die Zahl der in den englischen Sprachraum vergebenen Lizenzen wird so dauerhaft erhöht: Seit Beginn des Übersetzungsförderungsprogrammes 2008 wurden mehr als 350 Übersetzungen geisteswissenschaftlicher Werke in namhaften englischsprachigen Verlagen gefördert.
Neben Nicola Gess wurden im Herbst 2019 ausgezeichnet:
• Christian Adam: „Lesen unter Hitler. Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich“ (Galiani Berlin)
• Alexander Amberger: „Bahro – Harich – Havemann. Marxistische Systemkritik und politische Utopie in der DDR“ (Verlag Ferdinand Schöningh)
• Dirk Braunstein: „Adornos Kritik der politischen Ökonomie“ (transcript)
• Philipp Felsch: „Der lange Sommer der Theorie“ (C.H. Beck)
• Markus Gabriel: „Der Sinn des Denkens“ (Ullstein)
• Andreas Hamburger: „Filmpsychoanalyse. Das Unbewusste im Kino – das Kino im Unbewussten“ (Psychosozial-Verlag)
• Winfried Heinemann: „Unternehmen ‚Walküre‘“ (Walter de Gruyter)
• Oliver Krüger: „Virtualität und Unsterblichkeit“ (Rombach Verlag)
• Aaron Sahr: „Keystroke-Kapitalismus. Ungleichheit auf Knopfdruck“ (Hamburger Edition)
• Steffen Siegel: „Neues Licht. Daguerre, Talbot und die Veröffentlichung der Fotografie im Jahr 1839“ (Wilhelm Fink)
• Janosch Steuwer: „‚Ein Drittes Reich, wie ich es auffasse‘. Politik, Gesellschaft und privates Leben in Tagebüchern 1933–1939“ (Wallstein Verlag)
Neben dem Juryvorsitzenden Prof. Dr. Luca Giuliani (Wissenschaftskolleg zu Berlin) gehören der Jury an: Prof. Dr. Tilman Allert (Universität Frankfurt, emeritiert), Barbara Budrich (Barbara Budrich Verlag), Alexander Cammann (Die ZEIT), Prof. Dr. Philipp Gassert (Universität Mannheim), Dr. Jan Niklas Howe (Universität München), Prof. Dr. Doris Kaufmann (Universität Bremen), Prof. Dr. Christoph Menke (Universität Frankfurt), Prof. Dr. Gloria Meynen (Universität Friedichshafen), Dr. Martin Rethmeier (De Gruyter), Dr. Julia Voss (Universität Lüneburg).
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