Alexander Skipis (66) ist seit 2005 Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. Auf der Belletristik- und Sachbuch-Tagung (IG BellSa) hat er mehr Gemeinsamkeit bei der Beseitigung der Schmerzpunkte der Branche gefordert: für eine wirtschaftlichere Logistik und eine fairere Konditionenpolitik. Nachgefragt:
Sie koordinieren seit 15 Jahren die Verbandspolitik: Wird es schwieriger, die Interessen auszugleichen?
Ein klares Ja. Der Börsenverein war immer schon eine große Clearing-Plattform für die unterschiedlichen Interessen, um dann mit einer Stimme für die Buchbranche zu sprechen. Das war immer aufwendig, aber ist immer wieder gelungen. Das gemeinsame Verständnis, dass wir einen Markt wollen, der vielfältig ist, und dass wir in diesem Sinne zusammenarbeiten, diese Gemeinsamkeit steht unter größerer Belastung. Das Verhältnis ist angespannter, die Nervosität der Marktteilnehmer nimmt zu, der Ton ist gereizter.
Was sind die Ursachen?
Das hat vor allem mit dem Thema Wirtschaftlichkeit zu tun: Die Kosten steigen, aber es gibt kein Wachstum. Der Kuchen wird nicht größer, was auch mit den sehr konstant gehaltenen Buchpreisen zusammenhängt.
Sind es nicht auch die verschärften Gegensätze, die mit dem Strukturwandel verbunden sind: Groß gegen Klein?
Ja, und beide sind wichtig und tragen zur Vielfalt bei. Aber Interessen und Arbeitsweisen gehen weiter auseinander und auch die Managementstrukturen haben sich verändert: Angestellte Geschäftsführer stehen unter einem anderen Druck als die Inhaberführung, die die Branche lange geprägt hat. Es kommen auch andere Denkweisen aus anderen Branchen hinzu. Es geht etwas von dem gemeinsamen Marktverständnis und der Vielfalt verloren, die unsere Buchbranche auch im internationalen Vergleich besonders stark gemacht hat.
Zu den Besonderheiten gehört die Buchpreisbindung …
… die als Schutz der Vielfalt eingeführt wurde und nicht zu halten sein wird, wenn sie stattdessen nur der Gewinnspanne der großen Händler dient.
Auch die andere Besonderheit der ausgefeilten Logistik ist gefährdet, weil sie in dieser Form unwirtschaftlich ist. Sind die Knoten durchzuschlagen?
Ich bin optimistisch, denn die Coronazeit hat uns gezeigt, was wir gemeinsam schaffen können. Die Branche hat ihre Stärke eindrucksvoll bewiesen. Mit dieser Erfahrung sollte es auch gelingen, andere große Herausforderungen zu bewältigen. Auch für die zu teure und unökologische Logistik gilt: Es geht nur mit einer Rationalisierung durch bessere Zusammenarbeit.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im buchreport.express 4/2021.
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