Aktivere Teilnahme, bessere Vernetzung – unter diesem Motto haben Ines Wallraff (re., Random House Audio) und Stephanie Mende (audio media verlag) ihre Ämer als Sprecherinnen Arbeitskreises Hörbuchverlage aufgenommen. Im Interview mit buchreport.de skizzieren sie ihre Pläne und beschreiben die Herausforderungen auf einem Markt im Sinkflug.
In Deutschland sind die Hörbuch-Umsätze seit Monaten im Sinkflug. Was sind die Gründe?
Ines Wallraff: Der Hörbuchmarkt hat sich etabliert. Dass wir nicht unaufhörlich in zweistelligen Wachstumsraten voranschreiten, war abzusehen.
Stephanie Mende: Wenn ein gewisses Niveau erreicht ist, verlangsamt sich das Wachstum automatisch. Aber gleichzeitig muss man auch beachten, dass die Durchschnittspreise für Hörbücher sich auf einem etwas niedrigen Niveau eingependelt haben, als vor fünf Jahren. Die Absatzzahlen steigen, denn durch die günstigeren Preise ist das Hörbuch auch für Impulskäufer interessant und damit bleiben die Umsätze stabil.
IW: Für den Hörbuchmarkt gelten heute dieselben Herausforderungen wie für den Buchmarkt. Das meint derzeit an erster Stelle, sich in einer allgemein unsicheren Konjunktur zu behaupten.
Wie können Hörbuchverlage dagegenhalten?
IW: Mit der Neustrukturierung im Arbeitskreis Hörbuchverlage werden die Mitgliedsverlage stärker eingebunden. Jährlich werden die Aufgabenstellungen priorisiert. Auf der letzten Tagung haben sich bereits fünf Teams formiert, die beispielsweise das Kinder- und Jugendhörbuch im Fokus haben und hier auch auf die weitere Verzahnung zu Buch und anderen Medien sowie Endverbraucher-relevante Auszeichnungen bauen. Auf diese Weise soll u. a. der Bekanntheitsgrad des Hörbuchs weiter gesteigert werden.
Der Bekanntheitsgrad von Hörbüchern in der Bevölkerung ist noch immer gering. Wie wird der Arbeitskreis dies verbessern?
SM: Durch die Verlagerung der Projekte in Arbeitsgruppen und damit verbunden entsprechende Kompetenzen werden neben dem Engagement der einzelnen Verlage außerdem aus dem Kreis des AK Hörbuchverlage neue Impulse gesetzt. So soll z. B. das Thema „Neukundengewinnung“ in den nächsten zwölf Monaten verstärkt angegangen werden – und zwar über die Verlagsgrenzen hinweg.
In den USA hat der E-Book-Umsatz inzwischen fast die Größe des Hörbuch-Umsatzes erreicht. Bleibt das Hörbuch auch hierzulande auf der Strecke?
IW: Eine Konkurrenz zwischen E-Book und Hörbuch sehen wir nicht: Für Deutschland gilt, was sich in den USA erfolgreich etabliert hat: der Kunde kann selbst entscheiden, ob er Inhalte in P- oder E-Book-Formaten lesen oder als Hörbuch auf CD oder per Download hören mag – je nach individueller Vorliebe oder Möglichkeit, z.B. beim Autofahren. Sicher wird es hier Verschiebungen geben. Die einzelnen Medienformen bieten vollkommen unterschiedliche Mehrwerte für den Nutzer.
Die Fragen stellte Daniel Lenz
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