John Morgan, Flickr, CC BY 2.0
Masse statt Klasse? Obwohl die Zahl der Erstauflagen insgesamt leicht nachgelassen hat, herrscht im Kinder- und Jugendbuch nach wie vor Hochbetrieb auf der Rampe. Geschätzte 8000 bis 9000 frische Titel buhlen Jahr für Jahr um die Gunst der Käufer. Viele Buchhändler fordern die Verlage auf, ihre Angebote zu fokussieren. Die Arbeitsgemeinschaft von Kinder- und Jugendbuchverlagen (avj) stellte das alte Reizthema Titelflut auf der Frankfurter Buchmesse zur Diskussion. Fazit: Der Gordische Knoten wird auf absehbare Zeit nicht durchgeschlagen.
Franziska Bickel, Inhaberin der Schweinfurter Buchhandlung Vogel und Mitglied der mit Rationalisierungsfragen befassten AG Pro des Börsenvereins, sprach in der Runde klare Worte: „Wir sichten Unmengen von Vorschauen und viele wandern mittlerweile ungelesen ins Altpapier.“ Sie kritisierte auch die vielen austauschbaren Nachahmer-Titel, die von den unter Erfolgsdruck stehenden Verlagen auf den Markt geworfen werden.
Erwartbare Plädoyers für Breite und Vielfalt kamen von Barbara König, Programmchefin des Carlsen-Imprints Königskinder, und Ralf Rebscher, Verleger des Magellan Verlags. „Wir machen keine Weglass-Titel, es ist aber ein Problem, dass oft mit Angst verlegt wird“, betonte Barbara König in dem von Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir moderierten Gespräch. Ralf Rebscher verteidigte ebenfalls die Vielfalt. Er kritisierte aber die Praxis von Kinder- und Jugendbuchverlagen, die gleichen Stoffe in verschiedenen Verwertungsstufen immer wieder auf den Markt zu bringen. Rebscher: „Das hat deutlich zugenommen.“
Hilft Markenbildung, um in der Menge der Novitäten beim Käufer zu landen? „Die Verlage sind stark gefordert, hier mehr zu tun. Marken finden beim Endkunden immer mehr Relevanz“, verwies Tatjana Kirchner (Kirchner Kommunikation) auf Defizite. Auch hier hatte Franziska Bickel eine erdende Antwort aus der buchhändlerischen Basiserfahrung parat. „Verlagsnamen spielen allenfalls bei Sachbüchern eine Rolle.“
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