Weil fast alle Sparschrauben bis zur Bruchgrenze angezogen sind und die Margen dennoch mager bleiben, werden wieder die großen Reizthemen angepackt: Verlage feilen – Wirtschaftskrise hin oder her – an höheren Buchpreisen und auf Verbandsebene wagen sich unerschrockene Exorzisten sogar an das systemgeborene Gespenst der Remissionen. Gruseln lassen einen die Zahlen der AG Pro allemal: Nach Schätzungen der Rationalisierer werden jährlich bis zu 62 Mio Euro im Umgang mit unverkäuflichen Büchern verbrannt. Ein Irrsinn, gegen den wohl kein Kraut gewachsen ist.
Auch mit sukzessiver Durchsetzung der Warenwirtschaftssysteme wurden die Remissionsquoten nicht spürbar verringert. Weil Warendruck gewünscht ist, wird im Handel weiter munter mit Masse geklotzt, die im Zweifelsfall liegen bleibt. Und die großen Verlage schicken im Wettbewerb ihre Novitäten mit einer Taktrate und begleitendem Marketinggetrommel ins Rennen, die schon morgen ziemlich alt aussehen lassen, was heute noch mit dem Reiz des Neuen auf den Laufsteg geht.
Über Appelle an Verlage, Buchhändler und Branchenlogistiker kann die AG Pro bei ihren Ansätzen zur Lösung des Remissionsproblems nicht hinauskommen, weil Remissionen grundsätzlich zum Geschäft gehören und man keinem Branchenteilnehmer Vorschriften machen kann, wie er Produktion oder Bestellungen optimiert. Der Verdienst der AG Pro liegt darin, die dahinter stehenden Kosten transparent zu machen. Dies bewirkt, dass Produzenten und Händler genauer hinschauen und in die Lage versetzt werden, auch in diesem Bereich bewusster und wirtschaftlicher zu agieren.
(Aus buchreport.express 19/2009)
Kommentar hinterlassen zu "Gold und Blei"